Pharmakonzerne

Merck: Es kann nur einen geben

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Berlin -

Merck & Co. und Merck KGaA: Selbst für die Fachöffentlichkeit ist es nicht immer einfach, die beiden Namensvettern auseinander zu halten. Außer der Bezeichnung haben die Pharmakonzerne aus den USA beziehungsweise aus Deutschland nichts miteinander gemein. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, wird seit Jahren über eine Lösung verhandelt, um Missverständnisse ein für alle Mal auszuschließen.

„Gespräche zwischen den beiden Unternehmen laufen. Wir haben nur noch keine Lösung gefunden, die für beide Seiten funktioniert“, sagte Konzernchef Kenneth Frazier im FAZ-Interview. Die Verhandlungen laufen demnach seit Jahren. Gerade in einer Welt der globalen Kommunikationskanäle sei die Namensgleichheit nicht einfach. „Ich glaube, beide Parteien sehen die Notwendigkeit zu versuchen, einen Ansatz zu finden, der es den Leuten auf der ganzen Welt erlaubt zu verstehen, wer wir sind. Einen Ansatz, der die Verwirrung beseitigt.“

Beide Konzerne sind auf die Industriellenfamilie Merck zurückzuführen, deren Wurzeln in der 1654 gegründeten Engel-Apotheke in Darmstadt zu suchen sind. 1891 gründete der deutsche Hersteller in den USA eine Landesgesellschaft, deren Leitung Georg Merck übernahm. 1917 beschlagnahmte der „Alien Property Custodian“, ein im Weltkrieg eingesetzter Treuhänder der US-Regierung für ausländisches Eigentum, die Anteile des deutschen Stammhauses.

Bei der Versteigerung nach dem Krieg sicherte sich der Firmenchef gemeinsam mit einer Gruppe von Investoren die Kontrolle. 1953 fusionierte das Unternehmen mit Sharp & Dohme. In Deutschland tritt der US-Hersteller heute als MSD Sharp & Dohme auf. Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern wiederum ist in den USA als „EMD“ (Emanuel Merck Deutschland) bekannt.

Trotzdem gibt es immer wieder Missverständnisse. 2011 etwa gab es Probleme bei Facebook: Der deutsche Hersteller hatte sich im März 2010 den Nutzernamen „Merck“ gesichert und das Profil mit Informationen gefüllt. Im Oktober waren plötzlich alle Bilder, Nachrichten und das Logo der Darmstädter verschwunden – und durch die des US-Konzerns ersetzt. Später entschuldigte sich der Internetkonzern.

Andere Pharmahersteller haben eine ähnliche Geschichte. Schering-Plough geht auf die im Zweiten Weltkrieg enteignete US-Niederlassung des Berliner Herstellers zurück; das US-Unternehmen ging 2009 in MSD auf.

Das nordamerikanische Geschäft von Bayer wurde nach dem Ersten Weltkrieg an den Mitbewerber Sterling Products verkauft. Erst 1994 kauften die Leverkusener die OTC-Sparte und damit die Rechte an Marken wie Aspirin zurück.

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