Pharmahersteller

Mylan: Meda hat die Nase vorn

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Berlin -

Bei Meda ist ein Jahr nach der Übernahme von Rottapharm/Madaus Ruhe eingekehrt, schon steht die nächste Generalüberholung ins Haus. Der US-Generikakonzern Mylan will den schwedischen Hersteller übernehmen. Im zweiten Quartal sollen die Aktionäre ausbezahlt werden, im dritten Quartal soll der Deal unter Dach und Fach sein. In Deutschland stehen die Chancen nicht schlecht, dass Meda bei der Integration im Lead ist.

Mylan zahlt 9,9 Milliarden US-Dollar für Meda; abzüglich der übernommenen Schulden hat der Deal ein Gesamtvolumen von 7,2 Milliarden Dollar. Alleine die Barabfindung lassen sich die Amerikaner, die auf der Flucht vor Teva ihren steuerlichen Hauptsitz im vergangenen Jahr in die Niederlande verlegt hatten, 5,7 Milliarden Dollar kosten. Der Rest wird in Aktien ausgezahlt.

Der US-Konzern macht zwei Drittel seines Umsatzes von 9,4 Milliarden Dollar mit Generika und 54 Prozent seines Geschäfts in Nordamerika. Meda ist zwar in 150 Ländern aktiv, aber vor allem in Europa zu Hause, wo 65 Prozent des Umsatzes von zuletzt 2,3 Milliarden Dollar eingefahren wurden. Der Konzern hat ein breites Sortiment in den Therapiegebieten Allergie, Atemwege, Dermatologie, Orthopädie, Gynäkologie, Kardiologie, Neurologie, Urologie und Phytopharmaka. Seit der Rottapharm-Übernahme macht die Selbstmedikation 38 Prozent des Umsatzes aus – künftig summieren sich die Erlöse alleine in diesem Bereich weltweit auf mehr als eine Milliarde Dollar.

In Deutschland ist Meda deutlich größer als Mylan. Rund 220 Millionen Euro erlöst der schwedische Konzern hierzulande, entsprechend rund 10 Prozent des Gesamtumsatzes. Davon entfallen 160 Millionen Euro auf Rx-Spezialpräparate wie Dymista und Elidel und 60 Millionen Euro auf OTC-Marken wie Dona, Sagella und CB12.

Mylan kommt dagegen nur auf rund 45 Millionen Euro; das Geschäft ist stark von den Ausschreibungen der Kassen geprägt und seit 2010 fast um die Hälfte zurückgegangen. Immerhin: Nachdem 2012 und 2013 insgesamt 20 Millionen Euro Verlust eingefahren wurden, war 2014 erstmals wieder die schwarze Null in Sicht. Dazu kommen Erlöse von rund 100 Millionen Euro, die Mylan Healthcare in Hannover zuzurechnen sind. Zum Portfolio der bis Februar 2015 unter dem Namen Abbott Arzneimittel firmierenden Firma gehören Altoriginale wie Kreon und Teveten. Abbott ist seit dem Verkauf seiner nicht mehr patentgeschützten Präparate Großaktionär bei Mylan.

Auch was die Anzahl der Arbeitsplätze angeht, liegt Meda deutlich vor Mylan. Jeweils rund 250 Mitarbeiter arbeiten an den beiden Produktionsstandorten in Köln (Novolizer) und Troisdorf (Legalon, Reparil und Agiolax). In Radebeul bei Dresden sind 20 Mitarbeiter in der pharmazeutischen Entwicklung tätig, am Hauptsitz in Bad Homburg sind unter der Leitung von Deutschlandchef Dan Furrer rund 230 Angestellte für die Bereich Marketing & Sales und Wissenschaft tätig, dazu kommen 250 Mitarbeiter des Mutterkonzerns.

Mylan dagegen ist dazu übergegangen, in Bereichen wie EDV, Supply Chain, Regulatorisches und Qualitätssicherung die Serviceabteilungen des Mutterkonzerns zu nutzen. Von den ursprünglich 160 Mitarbeitern sind am Standort in Darmstadt noch 44 übrig geblieben. 2008 hatte Mylan die Generikasparte von Merck übernommen; ein Jahr später wurde der Außendienst komplett gestrichen. Bei der Schwesterfirma in Hannover sind noch einmal rund 150 Mitarbeiter tätig.

Seit Juli 2013 leitet die ehemalige Basics-Chefin Dr. Heike Streu das Deutschlandgeschäft des US-Konzerns. Sie hatte die Nachfolge des langjährigen Firmenchefs Dr. Ludger Hubl angetreten, der altersbedingt im Frühjahr 2011 ausgeschieden war. Interimsweise hatten vor Streu Thomas Bröer und Lloyd Gotsell die Geschäftsführung übernommen; mit Ivo D'Angelo ist seit kurzem wieder ein Vertreter des Mutterkonzerns an Bord.

Meda hatte Rottapharm Ende Juli 2014 für umgerechnet knapp 2,3 Milliarden Euro gekauft, kurz zuvor war der eigentlich geplante Börsengang des italienischen Familienunternehmens überraschend abgesagt worden. Im Oktober hatten die Behörden der Übernahme zugestimmt. Die Rottapharm-Eigentümerfamilie um Professor Dr. Luigi Rovati erhielt Meda-Aktien im Wert von 360 Millionen Euro, das entspricht 9 Prozent am Gesamtkapital. Größter Aktionär bei Meda ist die Reederei Stena, hinter der die Olsson-Familie steht. Beide Clans haben dem Angebot von Mylan bereits zugestimmt.

Mylan hatte im vergangenen Jahr versucht, den OTC-Hersteller Perrigo gegen den Willen des Managements für 33 Milliarden Dollar zu kaufen. Die feindliche Übernahme scheiterte: Knapp 40 Prozent der Aktien wurden dem Generikakonzern angedient; mindestens 50 Prozent hätten zusammenkommen müssen. Die Angebotsphase war durch einen öffentlichen Schlagabtausch zwischen den Konzernspitzen begleitet worden.

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