Kosmetikkonzerne

L'Oréal-Erbin Bettencourt verstorben

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Berlin -

Die L‘Oréal-Erbin Liliane Bettencourt ist im Alter von 94 Jahren verstorben. „Sie ist friedlich gegangen“, sagte ihre Tochter Françoise Bettencourt-Meyers, die mit ihrem eigenen Sohn im Vorstand des Konzerns sitzt.

Die Familie Bettencourt hält 33 Prozent an L‘Oréal und bleibt Konzern und Management auch weiterhin verbunden. Der Kosmetikhersteller ist das viertgrößte börsennotierte Unternehmen in Frankreich. Ein weiterer wichtiger Anteilseigner ist der Lebensmittelriese Nestlé, der 23 Prozent der Aktien hält. Diese Aufteilung könnte sich jetzt verschieben, denn die beiden Parteien hatten die Abmachung getroffen, ihre Anteile nicht zu erhöhen, solange Bettencourt lebt. Erst sechs Monate nach ihrem Tod dürfen die Großaktionäre Aktien zukaufen.

Bettencourt hatte 1974 etwa die Hälfte ihrer Aktien an Nestlé gegeben, da sie Angst hatte, L‘Oréal könnte verstaatlicht werden, wenn die Sozialisten in Frankreich an die Macht kämen. Im Gegenzug erhielt sie 3 Prozent der Anteile am Lebensmittelkonzern. 2014 hatte Nestlé seinen Anteil von 29,4 Prozent reduziert. L'Oréal kaufte 27,3 Millionen Aktien für 3,4 Milliarden Euro in bar. Der Kosmetikkonzern gab außerdem gegen weitere 21,2 Millionen eigene Aktien seine 50-prozentige Beteiligung an dem Joint Venture Galderma ab.

L‘Oréal wurde 1909 von Bettencourts Vater Eugène Schueller gegründet. Der Chemiker entwickelte das erste erfolgreiche synthetische Haarfärbemittel. Nach seinem Tod 1957 übernahm seine Tochter die Firma und das Vermögen. Bettencourt war bereits mit 15 Jahren als Auszubildende in die Firma des Vaters eingetreten.

Bettencourt galt laut Forbes als reichste Frau der Welt, ihr Vermögen soll fast 33 Milliarden Euro betragen haben. 1987 gründete sie die Stiftung Bettencourt Schueller, die Wissenschafts- und Kulturprojekte fördert. Bettencourt saß noch bis 2011 im Aufsichtsrat, dann wurde sie entmündigt. Ihr Enkel Jean-Victor Meyers wurde zum Vormund erklärt.

Im vergangenen Jahrzehnt hatte Bettencourt häufiger Ärger mit der Justiz. Lange stand sie im Verdacht, illegale Wahlkampfspenden an Politiker getätigt zu haben. Zumindest Frankreichs Ex-Präsident Nicholas Sarkozy konnte 2013 aufatmen. Die Untersuchungsrichter sahen nicht genügend Anhaltspunkte dafür, dass er die Demenzerkrankung Bettencourts ausgenutzt hatte, um seinen Wahlkampf zu finanzieren.

Für Skandale sorgte außerdem ihre Beziehung zum Fotografen François-Marie Banier, den sie mit Geschenken im Wert von mehreren Hundert Millionen Euro beglückte. Ihre Tochter fürchtete um das Lebenswerk ihres Großvaters und beantragte vor Gericht eine medizinische Untersuchung. Bettencourt wehrte sich und trug die Familienfehde in die Öffentlichkeit. Sie habe alle Geschenke freiwillig gemacht. Wenig später tauchten jedoch Abhörbänder auf, die nahelegten, das die Erbin zu diesem Zeitpunkt zumindest mit erheblichen Gedächtnisproblemen zu kämpfen hatte.

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