Apotheken-Kooperation

Lloyds-Pilotapotheken: Loyalität entscheidet

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Berlin -

Lloyds statt DocMorris – nach dem Verkauf der Versandapotheke samt Markesetzt Celesio im Vor-Ort-Geschäft auf eine neue Kooperation. Ende des Monats, spätestens im August, könnte es die ersten Pilot-Apotheken geben. Internen Unterlagen zufolge setzt Celesio auf Prestige-Projekte, loyale Apotheker oder die Nähe zum Gehe-Hauptquartier. Offiziell ist aber noch nichts.

Die Standorte wurden in einem monatelangen Auswahlverfahren bestimmt. Lloyds soll mit zwei Flaggschiff-Apotheken starten. Diese erhalten eine komplette Lloyds-Aufmachung („Pilotapotheken Optimum“). Zwei weitere sollen offenbar ihre Marke behalten und Lloyds als sogenanntes Co-Branding bekommen („Pilotapotheken Pro“). Bis September sollen die ersten vier Apotheken eingerichtet sein. Ein Celesio-Sprecher wollte sich auf Nachfrage zum Zeitplan und der Wahl der Partner nicht äußern.

In den Unterlagen werden jedoch acht Apotheken vorgestellt, die in der engsten Auswahl waren. Darunter ist die Apotheke im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), die schon aktuell zu den Prestige-Projekten von DocMorris zählt und einen Jahresumsatz von mehr als sieben Millionen Euro fahren soll. Sie wird von den Apothekern Christine Jahnke und Sebastian Schulz als OHG geführt.

In den Celesio-Unterlagen wird die besondere Kompetenz im UKE gelobt, der hohe PR-Wert sowie die bewiesene Loyalität gegenüber Gehe. Apotheker Schulz weiß nach eigenen Angaben aber noch nichts davon, dass seine Apotheke ein Lloyds-Pilot werden soll.

Deutlich kleiner wäre laut Unterlagen das zweite Optimum-Projekt: Hollis Apotheke in Ingolstadt ist gemessen an den Umsätzen eher das, was man eine typische Apotheke nennt. Aber Inhaber Daniel Mainka kann mit ganz anderen Pfunden wuchern: Er wurde in England ausgebildet und war selbst lange für Lloyds tätig.

Außerdem hat der „Jungunternehmer mit Ambitionen“ – wie er vom Management beschrieben wird – unlängst vier Apotheken übernommen und würde in der Audi-Stadt eine „lokale Lloyds-Gruppe“ bilden. Hollis-Apotheke gehört aktuell der Gehe-Kooperation „Gesund leben“ an, Mainka führt aber auch eine DocMorris-Apotheke.

Ebenfalls derzeit bei „Gesund leben“ ist die Apotheke 55 in Stuttgart. Sie soll Lloyds als Co-Branding bekommen. Die Apotheke liege nur wenige Kilometer von der Gehe-Hauptniederlassung entfernt, Inhaber Thomas Nitschke sei zudem eng mit dem Großhändler verbunden, heißt es in den Unterlagen. Unklar ist, in welchem Umfang die Marke in der Apotheke vertreten sein wird.

Nitschke möchte sich derzeit nicht zum Lloyds-Konzept äußern. Es gebe eine Verschwiegenheitserklärung, an die er sich halte. Der Apotheker hat sich auf die Beratung und Versorgung von HIV-Patienten spezialisiert. Den Celesio-Unterlagen zufolge war seine Apotheke auch in der Auswahl der favorisierten Partner für das Optimum-Konzept.

Wiederum in Hamburg wird die Neue Apotheke im Stadtteil Poppenbüttel als Pro-Pilotapotheke starten. Inhaber Andreas Mangelsen wird für seine sehr gute Umsetzung des „Gesund leben“-Konzeptes gelobt. Mangelsen betreibt in der Hansestadt außerdem die Regenbogen- und die Orchideen-Apotheke.

Im Gespräch als Pro-Apotheke war zudem die Herz-Apotheke in Düsseldorf – Inhaber Daniel Breimeyer spricht fünf Sprachen und bestellt seit vielen Jahren bei der Gehe. Bis ins Finale hatten es auch die Rosen-Apotheke in Gelsenkirchen und die Apotheke am Dr.-Kuelz-Ring in Dresden geschafft. Die Apotheke am Hauptbahnhof in Dresden von Dr. Katja Scarlett Daub, die erst im August eröffnet, war in der engeren Auswahl für das Optimum-Konzept.

Das akribische Auswahl-Verfahren läuft in Stuttgart offenbar seit Monaten. Seit Januar wurden die Kriterien erarbeitet, Empfehlungen ausgesprochen und potentielle Lloyds-Apotheken bewertet. 28 Apotheken waren in der engeren Auswahl: 14 gehörten der Gehe-Kooperation „Gesund leben“ an, elf waren bislang DocMorris-Apotheken. Drei weitere Apotheken machen aktuell bei keiner Kooperation mit.

Celesio hat anhand von vier Kriterien die endgültigen vier Pilot-Apotheken ausgewählt. Entscheidend war neben Standort und Optik vor allem der Inhaber. Von ihm wird nicht nur eine starke Persönlichkeit und Teamsteuerung erwartet, sondern auch Treue gegenüber dem Großhändler. Mit ins Gewicht fallen außerdem Besonderheiten wie die PR-Relevanz oder besondere Qualifizierungen des Apothekers.

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