Zukunftskonferenz VISION.A

Kuck: Politik hat aus zwei Jahren Pandemie nichts gelernt

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Berlin -

Die Corona-Pandemie hat Apotheken und Großhandel vor Herausforderungen gestellt, und auch künftig gilt es gemeinsam weitere Hürden zu überwinden. Dabei können Kooperationen wie der Zukunftspakt Apotheke helfen, wie Dr. Michael Kuck, Vorstandsvorsitzender der Noweda bei der Zukunftskonferenz VISION.A in Berlin erklärt. Gleichzeitig übt er massive Kritik an der Politik.

Obwohl Kuck mit den vergangenen zwei Pandemie-Jahren vordergründig zufrieden ist, spürt er eine gewisse Anspannung im Markt. Das liege unter anderem am Entwurf des Spargesetzes und der Unsicherheit mit Blick auf das bevorstehende E-Rezept. „Aktuell lebt der Markt in einer Art Zwischenwelt und scheint auf etwas zu warten“, meint Kuck.

E-Rezept: Nicht aufgeben – nur weil es ruckelt

Dem E-Rezept sieht Kuck weitestgehend positiv entgegen: „Es ist eine ungeheure Chance“, findet er. Nur weil es am Anfang hake, solle man es nicht bleiben lassen. Für Apotheken sei es die Chance, sich als moderner Gesundheitsdienstleister darzustellen. Außerdem komme es – sobald das E-Rezept einmal läuft – zu einem großen Bürokratieabbau, beispielsweise in Bezug auf Rezeptkontrolle und Abrechnung. Diese Zeit stehe dann für die Patient:innen zur Verfügung.

Gemeinsam durch die Krise

Aktuell rutsche die Branche allerdings von einer Krise in die nächste – trotzdem müsse man weiterarbeiten. Kooperationen wie der Zukunftspakt Apotheke könnten bei vielen Dingern helfen. „Wir sehen unsere Aufgabe darin, Unternehmen mit speziellen Fähigkeiten zusammenzubringen“, erklärt Kuck. „Eigentlich müssten sich Großhandel und Apotheken zusammentun.“ Denn es sei insgesamt „zu wenig Geld im System“: Es könne beispielsweise nicht sein, dass gestandene Apotheken von den Großhandelsrabatten abhängig seien. „Man muss doch vom Beruf leben können. Die Rabatte sollten nur das Sahnehäubchen obendrauf sein“, so Kuck.

Zwar habe vor allem die Impfstofflogistik in den vergangenen zwei Jahren für eine insgesamt gute Bilanz gesorgt, allerdings sei diese auch sehr aufwendig und mit großen Anstrengungen verbunden gewesen. „Sie ist angemessen bezahlt worden. Die Chance zu nutzen, hat sich gelohnt.“ Dennoch sei es nur „ein Pflaster“, welches die Probleme zudecke, jedoch nicht löse. Der Einstieg der Apotheken in die Impfkampagne habe sie erst richtig ins Rollen gebracht. „Apotheken hätten viel früher einsteigen müssen – dann hätten wir heute vielleicht eine höhere Impfquote.“

Pharma-Spargesetz erntet massive Kritik

Über Lauterbachs Spargesetz ist Kuck verärgert: „Ich weiß nicht, was mit solchen Leuten los ist, die derartige Gesetze entwerfen. Die Politik ist nicht in der Lage, aus zwei Jahren Pandemie zu lernen.“ Schließlich hätten Apotheken die Pandemielage gut gemeistert und die Versorgung trotz aller Hürden aufrechterhalten. „Stattdessen geht man hin und setzt die Industrie weiter unter Druck.“ Dadurch werde es künftig nur noch schlimmer. „Ich weiß nicht, warum man das nicht versteht und so einen Mist raushaut.“ An der Abhängkeit von China ändere sich dadurch jedenfalls nichts, sie verschärfe sich vielmehr noch.

Kucks Fazit zu Lauterbachs 100-tägiger Amtszeit: „Man hat den Eindruck, dass er sehr intensiv mit der Pandemie beschäftigt ist. Ich kann daran allerdings wenig Systematisches erkennen.“ Ihm falle es inzwischen schwer, den „Respekt vor den Maßnahmen zu bewahren“. Als Gast einer Talkshow habe Lauterbach als „Mahner“ seine Berechtigung gehabt – „als Regierungsmitglied ist es jedoch schwierig.“

Steigende Energiekosten und CO2-Emissionen

Ein großes Thema seien – abseits von der Situation in der Ukraine – die steigenden Energiekosten. „Das sind Millionenbeträge, die noch obendrauf kommen“, so Kuck. Um sie aufzufangen, müsse man eigentlich an der Qualität sparen. „Das ist aber das falsche Signal.“ Apotheker:innen hätten glücklicherweise viel Verständnis für den Großhandel. „Es ist der Ast, auf dem die Apotheken sitzen. Wenn der nicht funktioniert, haben auch die Apotheken ein Problem.“

Bezüglich einer Tourenreduzierung durch den Großhandel erklärt Kuck: Durchschnittlich würden Apotheken 2,9-mal pro Tag vom Großhandel beliefert. Vor allem in Großstädten komme es jedoch vereinzelt auch zu fünf bis sechs Touren. „Das braucht eigentlich kein Mensch.“ Allerdings herrsche auch unter den Großhändlern ein „harter Wettbewerb“. Zwar könne man, um den CO2-Ausschuss zu reduzieren, die Touren runterschrauben – allerdings nicht so weit, dass die Vor-Ort-Apotheken nicht mehr lieferfähig sind und Kund:innen dann doch zu den Versendern abwandern.

Emissionsfreie Autos seien zwar eine Option, allerdings habe sich für den Großhandel noch keine praktikable Option gefunden, da schlichtweg auch die nötige Infrastruktur fehle. Man arbeite jedoch gemeinsam mit einem Autobauer an einem Projekt, welches auf Wasserstoff als Lösung setze.

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