Kosmetik

Hauschka: Apotheker schaltet Kartellamt ein

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Berlin -

Ein Apotheker hat wegen der vorrübergehenden Liefersperre durch Wala Beschwerde beim Bundeskartellamt eingelegt. Die Firma aus Bad Boll liefert derzeit keine Einzelprodukte an Apotheken, die das Erstausstattungspaket der neuen Gesichtspflege Dr. Hauschka nicht bestellt haben. Besonders brisant: Nicht nur die Gesichts-, sondern auch die Körperpflege ist betroffen. Und: Die Ware ist beim Großhandel verfügbar, darf aber nicht ausgeliefert werden. Der Kosmetikhersteller verteidigt sein Vorgehen.

Wala hat das Design der Hauschka-Gesichtspflege zu Anfang März angepasst. Für einen möglichst nahtlosen Übergang sollten die Apotheken ein umfangreiches Startpaket ordern. Laut Wala haben sich mehr als 90 Prozent der Depotpartner dafür entschieden.

Alle anderen Apotheken erhalten bis zum 15. Mai keinerlei Einzelware mehr. Der Hersteller hat Listen mit rund 400 Apotheken an Großhändler geschickt, die vorerst nicht beliefert werden dürfen. Die gesperrten Depotpartner erhalten weder Gesichts- noch Körperpflegeprodukte. Deren Relaunch ist erst für den Herbst angesetzt.

Der Hersteller verteidigt sein Vorgehen: Zu einer ununterbrochenen Belieferung der Apotheken sehe man sich nicht vertraglich verpflichtet. „Für eine solch zeitlich begrenzte Einführungsphase ist das markenrechtlich zulässig“, sagt eine Sprecherin. Ohnehin verfügten Apotheken, die auf das Erstausstattungspaket verzichtet hätten, in der Regel noch über einen hohen Bestand an Produkten im bisherigen Design.

Um „Versorgungsengpässe während der Übergangsfrist auszuschließen“, seien die Apotheken Anfang Februar über die letzte Bestellmöglichkeit der Produkte im alten Design informiert worden. Bis wenige Tage vor dem Relaunch konnte noch Ware bestellt werden: „Insoweit hatte jeder autorisierte Dr. Hauschka Vertriebspartner ausreichend Gelegenheit, sich zu informieren und mit Dr. Hauschka Produkten zu versorgen“, so die Sprecherin.

Die Pause bis zum 15. Mai soll für ein einheitliches Bild in den Regalen sorgen: „Wir gehen davon aus, dass sie bis dahin die meisten Produkte im bisherigen Design abverkauft haben werden.“ Dass auch die Körperpflegelinie betroffen ist, hat laut Wala technische Gründe: Eine Differenzierung der Teilsortimente sei aus EDV-technischen Gründen über alle Distributionskanäle hinweg nicht möglich.

Die Zahl der angeblich gesperrten Apotheken wird von Wala nicht bestätigt: Zu Absprachen mit Vertragspartnern mache man keine Angaben, so die Sprecherin. Auch an kolportierten Gerüchten über die bevorstehende Beendigung von Großhandelsverträgen werde man sich nicht beteiligen.

In den Apotheken wird das Verhalten kritisch gesehen: „Ich bin sehr verärgert und fühle mich von Dr. Hauschka abgestraft“, sagt ein Apotheker. Es gebe keinen triftigen Grund, bereits sechs Monate vor dem Relaunch der Körperpflegeprodukte die Ware nicht im nach wie vor aktuellen Design zu liefern. Dies sei nicht vom Außendienst erklärt worden und gehe auch nicht aus den Schreiben des Herstellers hervor.

Mit solchen Maßnahmen treibe Hauschka Apotheken und andere kleinere Depotpartner dazu, Ware in graue Kanäle zu verschieben oder bei Auktionsplattformen zu verramschen, so der Apotheker weiter. „Dies kann nicht im Sinne eines Anbieters von hochwertigen Markenartikeln sein.“

Ein anderer Depotpartner erwägt juristische Schritte und hat bereits das Bundeskartellamt informiert: Mit der Aktion solle eindeutig Druck aufgebaut werden, so der Apotheker. „Dadurch entsteht nicht nur ein Wettbewerbsnachteil, sondern hier wird die Marktmacht [...] auf das Übelste missbraucht.“

Die Wettbewerbshüter hatten bereits im vergangenen Jahr gegen Wala wegen unerlaubter Vertriebspraktiken ein Bußgeld von 6,5 Millionen Euro verhängt. Derzeit wird der neue Depotvertrag bei der zuständigen zweiten Beschlussabteilung geprüft.

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