Randnotiz

Hexals doppeltes Lottchen

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Berlin -

Gesichter sind wichtig in der Werbung. Sie erleichtern die Identifikation und erhöhen den Wiedererkennungseffekt. Am besten sind natürlich Prominente – aber die geben sich nur für fast alles her: Beim Thema Potenzstörung setzen die Generikahersteller also notgedrungen auf unbekannte Gesichter. Auf der Infoseite von Ratiopharm tobt eine Silver-Ager-Kissenschlacht, Hexal hat auf jeden Fall das smartere Testimonial – mit einem kleinen Schönheitsfehler.

Die Holzkirchener informieren unter fuer-uns-maenner.de zum Thema erektile Dysfunktion – natürlich ohne direkt für Sildenafil zu werben. Das Gesicht der Kampagne ist ein attraktiver Mann in den besten Jahren: graues, mittellanges Haar, gepflegter Vollbart, markante schwarze Brille. Ziemlich gut ausgewählt, um ohne Scham, aber trotzdem seriös über das Thema Erektionsstörungen zu sprechen.

Nur: Das Gesicht ist bereits vergeben. Cortal Consors bewirbt damit seine Wertpapierdepots. Diesmal verspricht er uns 3 Prozent aufs Tagesgeld, wenn das alte Depot geschlossen wird. Dasselbe Foto mit blauem Hemd und Bleistift – nur hat sich die Bank die Freiheit genommen, das Bild zu spiegeln.

Das Foto wird von der US-Bildagentur Getty Images zur kommerziellen Nutzung Angeboten. Fotograf Robin Skjoldborg beschreibt es als Porträt eines kreativen Mannes, der in einem Architektenbüro an einer Skizze arbeitet. Aus mehr als 70 Millionen Archivbildern der Agentur haben sich Hexal und Cortal Consors dummerweise dasselbe ausgesucht. Dieses Risiko besteht immer, wenn man sogenanntes Footage-Material einkauft.

Kleiner Trost für Hexal: Das Missgeschick ist schon anderen passiert – und viel unangenehmer: Die FDP ließ in einem TV-Spot zur Bundestagswahl dieselbe vierköpfige Familie durchs Bild radeln, die auch in einer NPD-Werbung zum Einsatz gekommen war.

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