Rückkaufangebot für Anleihe

DocMorris zahlt Schulden zurück

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Berlin -

Zur Rose heißt jetzt DocMorris, nach dem Verkauf des Schweizgeschäfts liegt der Fokus auf dem Versandhandel. Und wie angekündigt sollen mit den Erlösen die Schulden zurückgezahlt werden. Eine erste Anleihe wird jetzt zurückgekauft.

360 Millionen Franken zahlt die Supermarktkette Migros für die Aktivitäten von Zur Rose in der Schweiz, es handelt sich um den Großhandel für dispensierende Arztpraxen und den Versand an Endkunden. Durch den Mittelzufluss werde man weitgehend schuldenfrei sein, versicherte das Management bei der Ankündigung der Transaktion im Februar. „Schuldenfrei heißt, dass die liquiden Mittel reichen, um die Schulden weitgehend zurückzubezahlen“, so eine Sprecherin damals. Dies schließe auch die Rückzahlung der Anleihen ein.

Nachdem die Behörden grünes Licht gegeben haben, fließen 313 Millionen Franken sofort, der Rest wird nach Erreichen eines bestimmten Ertragsziels (Ebitda-Ebene) im Jahr 2024 fällig.

Den warmen Geldregen nutzt das Management wie angekündigt zur Rückzahlung der ersten von insgesamt vier Anleihen: 200 Millionen Franken hatte sich Zur Rose in dieser Tranche geliehen, eigentlich war eine Laufzeit bis November 2024 ausgemacht. Da der Preis zwischenzeitlich auf zwei Drittel des Ausgabewertes abgesackt war, und nach diesem Tief am Jahresende immer noch gut 10 Prozent unter dem Nominalbetrag liegt, erlaubt sich Zur Rose einen kleinen Abschlag: Das Rückkaufangebot beträgt 4900 statt 5000 Franken pro handelbarer Einheit, also 98 Prozent des Nennwerts.

Zuzüglich aufgelaufener und nicht bezahlter Zinsen in Höhe von knapp 66 Franken biete man den Anleihegläubigern aber 4965,97 Franken pro Einheit, entsprechend 99,32 Prozent, rechnet das Management vor und spricht von einer „attraktiven Möglichkeit, die Anleihe zu einem Preis zu verkaufen, der über dem auf dem Sekundärmarkt erzielbaren Niveau liegt“. Das Angebot läuft bis zum 26. Mai.

Halbe Milliarde Schulden

Aktuell laufen bei Zur Rose vier Anleihen im Gesamtvolumen von einer halben Milliarde Franken:

  • Die im Juli dieses Jahres fällige Anleihe über 115 Millionen Franken hatte Zur Rose bereits nach der Umfinanzierung im Herbst zurückgekauft, allerdings haben nicht alle Inhaber das Angebot angenommen, sodass noch 30 Millionen Franken offen sind. Der Zinssatz liegt bei 2,5 Prozent.
  • Die aktuell zum Rückkauf angebotene Anleihe über 200 Millionen Franken hat ebenfalls einen Kupon von 2,5 Prozent.
  • Bis 2025 läuft eine Wandelanleihe über 175 Millionen Franken, der Zinssatz liegt bei 2,75 Prozent. Allerdings wird wohl kein Inhaber die Anleihe gegen Aktien eintauschen, da der Wandelpreis auf Grundlage des Aktienkurses im März 2020 auf 142,4 Franken festgelegt wurde. Davon liegt der Kurs weit entfernt.
  • Die jüngste Wandelanleihe läuft noch bis September 2026 und hat ein Volumen von 95 Millionen Franken. Der Wandelpreis liegt zwar mit 49,7 Franken auf dem Niveau des aktuellen Aktienkurses, allerdings kann Zur Rose wohl kaum damit rechnen, dass allzu viele Inhaber sich vorzeitig auszahlen lassen. Mit 6,875 Prozent ist die Anleihe nämlich hoch verzinst.

Hinzu kommen langfristige Finanzverbindlichkeiten, die im Halbjahresbericht mit 58 Millionen Franken angegeben wurden. Anleihen und Schulden stehen allerdings auch flüssige Mittel gegenüber, Ende Juni waren es immerhin 200 Millionen Franken. Trotz der Kapitalmaßnahme im September dürfte dieses Polster aufgrund des anhaltenden negativen Cashflows weiter drastisch abgeschmolzen sein.

30 statt 390 Millionen Franken

Laut Finanzvorstand Marcel Ziwica sinkt die Nettoverschuldung durch den Verkauf des ehemaligen Kerngeschäfts von 390 auf 30 Millionen Franken.

Aus dem „Schneider“ ist Zur Rose damit freilich nicht. Denn nach wie vor verbrennt der Versender in großem Umfang Geld – dass ausgerechnet der einzige Bereich mit positivem Deckungsbeitrag versilbert wird, macht es nicht einfacher, das Ziel des Programms „Break even 2023“ zu erreichen: Nicht weniger als 130 Millionen Schweizer Franken will das Management pro Jahr einsparen – und zwar unabhängig vom E-Rezept.

Laut Ziwica wird die Refinanzierung für Zur Rose nun allerdings erheblich leichter. Mit einer Eigenkapitalquote von 73 Prozent nach Rückzahlung der Anleihen sei man in einer guten Position, um sich zu refinanzieren. Da der Deal keinen Einfluss auf die Fälligkeiten habe, habe man nun genügend Zeit, eine neue Finanzierungsstrategie auszuarbeiten. Details nennen wollte er im Februar nicht. Zunächst wolle man sich noch um den verbliebenen Immobilienbesitz kümmern, der ebenfalls wohl noch einmal Geld in die Kasse spülen könnte.

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