Dreiseitiger Fragebogen

DocMorris: Mit „Spickzettel“ zur Abnehmspritze

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Berlin -

Unter dem Motto „Neustart 2025“ stellt DocMorris in Kooperation mit Lilly umfangreiche Informationen zum Thema Gewichtsreduktion bei Adipositas bereit. In puncto Abnehmspritze will der Versender Interessierten dann auch zu einer solchen verhelfen; entweder durch die Weiterleitung zu einem Online-Arzt der eigenen Tochter Teleclinic oder mithilfe eines „Spickzettels“ für den Besuch beim eigenen Hausarzt.

Ernährungsumstellung, chirurgische Möglichkeiten, Abnehmspritze: Zu jeder erdenklichen Abnehmmethode gibt es im aktuellen DocMorris-Ratgeber „Mit modernen Lösungen zum gesunden Ich“ einen Beitrag. An erster Stelle: „Medikamentöse Therapie-Injektionen (‚Abnehmspritzen‘)“. In Kombination mit einer Lebensstiländerung könne die Anwendung von Medikamenten zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 15 Prozent führen, zitiert der Versender seinen Kooperationspartner Lilly Deutschland.

Der betont, mit einer Vielzahl von Partnern in puncto Adipositas zusammenzuarbeiten, darunter auch mit Vor-Ort-Apotheken, beispielsweise in Form von Beratungswochen zum Weltadipositastag am 4. März. Die Aufklärungskampagne des Versenders unterstütze der Hersteller seit Anfang des Jahres. „Lilly hat dabei keinerlei Einfluss auf die Inhalte des von DocMorris bereitgestellten Adipositas-Ratgebers.“

Rezeptbonus inklusive

Scrollt man an den genannten Therapieoptionen vorbei, geht es direkt ans Eingemachte: „Sprechen Sie mit spezialisierten Ärzten über eine medikamentöse Adipositas-Therapie.“ Der Kundschaft werden hier zwei Optionen aufgezeigt: Entweder die Weiterleitung zu einem Online-Arzt der Tochterfirma Teleclinic oder zum Patientenservice 116117 für einen Arzt vor Ort.

Anschließend folgt eine detaillierte Anleitung, wie Kundinnen und Kunden nach einem erfolgreichen Arztgespräch an Ozempic und ähnliche Medikamente kommen. Mit einem vorliegenden Rezept könne die Verfügbarkeit des GLP-1-Rezeptoragonisten beim Versender geprüft werden. Werde die Verordnung dann bei DocMorris eingelöst, profitiere die Kundschaft von einem Rezeptbonus von bis zu 30 Euro pro Privatrezept, verspricht der Versender.

Kooperationspartner Lilly stellt hierzu klar, dass er „weder in die Preisgestaltung bei DocMorris noch bei sonstigen Partnern involviert“ sei. „Der Rx-Bonus von DocMorris ist nicht mit unserer Zusammenarbeit im Rahmen der Patientenaufklärung verbunden und wird auch nicht von Lilly beworben.“

„Perfekt vorbereitet für Ihren Arzttermin“

Mit diesem Spickzettel will DocMorris potenzielle Kund:innen auf ein Arztgespräch zum Thema Adipositas vorbereiten.Screenshot: DocMorris

„Sie hatten in der Vergangenheit bereits das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, oder haben Vorverurteilung erlebt?“, will DocMorris nach den vorgestellten Informationen wissen und präsentiert seine Lösung – einen Gesprächsleitfaden, der zum Download bereitsteht. „Mit Hilfe dieses Spickzettels können Sie sich optimal auf Ihren Arztbesuch vorbereiten und wertvolle Tipps sowie Anregungen finden, die Ihnen bei einem Gespräch auf Augenhöhe helfen“, heißt es einleitend. Der dreiseitige Fragebogen gliedert sich in zwei Hauptbereiche: „Mögliche Themen, die Ihr Arzt oder Ihre Ärztin mit Ihnen besprechen könnte“ und „Was Sie selbst ansprechen sollten“.

Das Dokument umfasst insgesamt drei DIN-A4-Seiten – zwei für die Vorbereitung auf ärztliche Nachfragen und eine für eigene Anliegen. Die Patientin oder der Patient soll unter anderem vorab notieren, wie lange sie oder er bereits mit Übergewicht lebt, welche Maßnahmen zur Gewichtsreduktion ergriffen wurden und ob es bestimmte Auslöser für die erste starke Gewichtszunahme gab – etwa Schwangerschaft, Trauma oder Krankheit. Auch familiäre Veranlagung, Folgeerkrankungen und körperliche Einschränkungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Gelenkerkrankungen sollen bedacht werden.

Ein weiterer Punkt betrifft die medikamentöse Behandlung: Wurden bereits Arzneimittel gegen Übergewicht eingenommen, und wenn ja, welche? Zudem könnte die Ärztin oder der Arzt fragen: „Können Sie sich vorstellen, eine begleitende medikamentöse Therapie durchzuführen – beispielsweise durch Adipositas-Therapie-Injektionen?“

Andere Therapieoptionen?

Nach diesen umfassenden Fragen, die die Ärztin oder der Arzt stellen könnte, konzentrieren sich die fünf Punkte, die Patientinnen und Patienten mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt besprechen könnten, vor allem auf eine medikamentöse Abnehmtherapie. Dazu gehören Überlegungen zu einem Behandlungsplan, den verfügbaren Medikamenten und die zentrale Frage: „Sind Adipositas-Therapie-Injektionen (umgangssprachlich Abnehmspritzen) eine Option für mich?“ Auch die Kosten der Behandlung sowie eine mögliche (teilweise) Übernahme durch die Krankenkasse sollten geklärt werden. Andere Therapieoptionen wie Ernährungsberatung oder eine Operation werden im Fragebogen hingegen nicht konkret thematisiert.

Kooperation mit Teleclinic

Im vergangenen Jahr hatte das Landgericht München I in einem anderen Fall entschieden, dass die Kooperation zwischen DocMorris und Teleclinic eine unlautere Patientenzuführung darstellt und gegen das Heilmittelwerbegesetz verstößt. Besonders kritisiert wurde die Bewerbung von verschreibungspflichtigen Medikamenten wie Viagra ohne angemessene ärztliche Beratung. Das scheint in diesem Fall nun anders zu sein; hier findet ein Arztgespräch mit anschließender Verordnung statt. Ein Verordnungsanreiz entsteht für die Kundschaft aber trotzdem – immerhin winkt der Rezeptbonus.

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