Lieferdienste

Dedendo: Das Zalando-Prinzip

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Berlin -

Der Lieferdienst „Dedendo“ steht in den Startlöchern. Ende des Jahres sollen Apotheken der Anzag-Kooperation Vivesco über die Internetplattform die ersten Aufträge erhalten. Das Start-up will sich nach dem Vorbild des Internetshops „Zalando“ mit massiver Werbung bei den Kunden etablieren. Hinter dem Projekt stecken global aufgestellte Investoren; die Anzag hat vorrangig die Aufgabe, so viele Apotheken wie möglich einzusammeln.

 

Patienten sollen über Dedendo sowohl Rx- als auch OTC-Präparate bestellen können. Rezepte sollen entweder vorab vom Kunden gebracht oder von der Apotheke geholt werden. Wenn der Apotheker die Medikamente persönlich ausfährt, ist eine direkte Übergabe des Rezepts möglich.

Mit der Abwicklung hat Dedendo nichts zu tun; das Unternehmen kassiert eine umsatzabhängige Provision für die Übermittlung der Aufträge. Damit möglichst viele Kunden den Umweg zur Apotheke über Dedendo wählen, wird die Firma über eine starke Medienpräsenz ihre eigene Marke aufbauen.

Federführend ist als Geschäftsführer Mark-Michael Katenkamp. André Kindling ist als zweiter Geschäftsführer im Gespräch. Beide Manager kennen sich in dem Thema aus: Kindling ist OTC-Chef bei Nycomed, Katenkamp berät seit sieben Jahren Versandapotheken und hat unter anderem Eurapon und Aposalis aufgezogen. „Dedendo ist aber keine Versandapotheke, sondern eine Plattform“, betont er.

 

 

Die Fäden in der Hand hat bei dem Projekt als Mehrheitseigner Jörg Hempelmann, der Partner bei der Agentur JNB McCann Healthcare ist. Die Firma gehört zur Interpublic Group, einem börsennotierten Werbekonzern mit Sitz in New York und weltweit mehr als 40.000 Mitarbeitern.

Als Partner für den Apothekendienst hat sich Hempelmann neben seinen beiden Geschäftsführern den Finanzinvestor Creathor mit an Bord geholt. Der hatte vor einem Jahr für den aktuellen Fonds 50 Millionen Euro eingesammelt und wird durch das „Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP)“ der EU-Kommission unterstützt.

Bei Dedendo sollen also offensichtlich keine kleinen Brötchen gebacken werden – ein einfaches Bestellportal für die Vivesco hätte die Anzag vermutlich auch alleine auf die Beine stellen können.

 

 

Um die Idee hinter dem Projekt zu verstehen, hilft ein Blick auf den Schuh- und Modeversender Zalando: Das Berliner Unternehmen hat es innerhalb von vier Jahren an die Spitze der Branche geschafft – ebenfalls mit Hilfe von Finanzinvestoren, vor allem aber über eine massive Werbepräsenz im Privatfernsehen. Der Medienkonzern Pro7Sat1 hatte 2009 ein sogenanntes Media-for-Revenue-Share-Programm ins Leben gerufen: Werbezeiten werden dabei über Umsatzprovisionen oder sogar Unternehmensbeteiligungen abgegolten. Einer der ersten Partner war Zalando.

Vermutlich werden aus den Gebühren, die die Vivesco-Lieferapotheken an Dedendo zahlen, künftig auch die Werbeminuten bei Pro7 und Sat1 finanziert. „Da, wo sie jetzt Zalando-Werbung sehen, werden sie auch Dedendo-Werbung sehen“, sagt Katenkamp mit Verweis auf die Radio- und TV-Spots des Vorbilds. Das passt dann auch vor dem Hintergrund, dass der Medienkonzern ebenso wie der Anzag-Eigner Alliance Boots zum US-Finanzinvestor KKR gehört.

Zu Details wollen sich die Dedendo-Protagonisten noch nicht äußern. Auf mittlere Sicht sollen auch Apotheken, die nicht Vivesco-Mitglied sind, mitmachen können. Für einen guten Start muss allerdings die Anzag sorgen. Nach den Workshops mit den Apothekern will der Großhändler auf der Expopharm in München weitere Einzelheiten bekannt gegeben.

 

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