Pharmahandelskonzerne

Celesio: Pinger muss gehen

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Berlin -

Celesio muss sich einen neuen Konzernchef suchen. Nach nur zwei Jahren wurde Markus Pinger als Vorstandsvorsitzender abberufen. Die Trennung erfolgte nach Konzernangaben aufgrund „unterschiedlicher Auffassungen zur Führung des Unternehmens“. Vorübergehend übernimmt Finanzchefin Dr. Marion Helmes die  Sprecherfunktion des Vorstands.

Pinger hatte im August 2011 die Führung von Celesio übernommen. Der 1963 geborene Diplom-Kaufmann trat damals die Nachfolge von Dr. Fritz Oesterle an, der sich mit Großaktionär Haniel überworfen hatte. Pinger sollte Celesio aus der strategischen wie finanziellen Krise führen: Seine Erfolge bei Beiersdorf in den Bereichen Markenführung und Lieferketten sowie seine Fähigkeit, schlecht laufende Geschäfte zu drehen, sollen ausschlaggebend für die Berufung an die Spitze von Celesio gewesen sein.

Doch Pinger geriet während seiner Amtszeit selbst immer mehr unter Druck. Zunächst machten gezielte Indiskretionen über angeblich geplante Umzüge und Luxus-Dienstwagen die Runde. Wegen der Restrukturierung verließen Führungskräfte reihenweise das Unternehmen. Zuletzt wurde offen über den vermeintlich ruppigen Führungsstil Pingers debattiert. Mitarbeiter etwa von Gehe sollen sich sogar über ihren eigenen Vorstand hinweg bei Haniel beschwert haben.

Dass Pinger nun derart brüsk vom Aufsichtsrat vor die Tür gesetzt wird, deutet darauf hin, dass es tatsächlich schlecht um den Betriebsfrieden stand. Unter der Überschrift „Machtkampf in Stuttgart“ wusste das Manager Magazin kürzlich zu berichten, dass Pinger im Alleingang mit CVS/Caremark verhandelt habe, um seinen Job zu retten: Der potenzielle neue Eigentümer wolle ihn als Chef behalten, soll Pinger Aufsichtsratschef Stephan Gemkow eröffnet haben.

Bei Haniel dagegen soll man zuletzt ungeduldig geworden sein. Zwar hatte Pinger sich für den Konzernumbau bis 2014 Zeit gegeben, doch einerseits wirken die Konzepte eines europäischen Apothekennetzwerkes unter der Marke Lloyds und die Integration der Wertschöpfungskette wenig inspirierend, andererseits stimmen angeblich die Zahlen nicht.

Gehe etwa steuere nach nicht auf die angepeilten 40 Millionen Euro Jahresgewinn zu, sondern wegen des Rabattwettbewerbs in Richtung Verlustzone, wissen ehemalige Führungskräfte zu berichten. In Stuttgart reagierte man zuletzt mit einem Sparprogramm und dachte sogar über die Schließung von Standorten nach, was weitere Marktanteile kosten könnte.

„Einsamer Verführer“, nannte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) Pinger zuletzt: Bei Celesio gehe es drunter und drüber, Pinger wisse alles besser und wolle für seinen Neuanfang niemanden mit Erfahrung. Dabei hatte das Jobprofil ganz anders ausgesehen: „Mäßigung in der Ausübung der verliehenen Macht“, „Disziplin“, „Beherrschung des Egos“, hatte Pinger 2011 gegenüber der FAZ aus der Stellenbeschreibung zitiert.

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