Pharmakonzerne

Bayer-Bilanz: Schwieriges Jahr und trübe Aussichten

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Berlin -

Bayer hat ein schwieriges Geschäftsjahr hinter sich und blickt verhalten auf 2018. „Operativ war 2017 ein Jahr mit Licht und Schatten“, sagte Konzernchef Werner Baumann bei der Vorstellung der Bilanz in Leverkusen. Die Nachfrage nach rezeptfreien Cremes, Tropfen und Tabletten sank im vergangenen Jahr, zudem lief der Pflanzenschutz-Verkauf im wichtigen brasilianischen Markt schlechter. Als Verkaufsschlager erwiesen sich hingegen weiterhin rezeptpflichtige Medikamente wie Blutverdünner und Krebsmittel. Insgesamt lagen die Erlöse bei 35 Milliarden Euro.

Im abgelaufenen Jahr bremste ein Einbruch beim Blutgerinnungsmittel Kogenate das Pharmageschäft. Der Umsatz erreichte mit einem leichten Anstieg auf 16,85 Milliarden Euro knapp das im Herbst etwas reduzierte Ziel von etwa 17 Milliarden Euro. Das Geschäft mit neueren Medikamenten wie dem Gerinnungshemmer Xarelto, dem Augenmedikament Eylea, Adempas gegen sowie mit den Krebsmitteln Stivarga und Xofig legte wie geplant auf mehr als 6 Milliarden Euro zu. Für 2018 peilt Bayer im Pharmasegment einen Umsatz von 16,5 Milliarden Euro an.

Im OTC-Geschäft fielen Umsatz und operativer Gewinn hingegen. Die OTC-Erlöse lagen mit 5,9 Milliarden Euro knapp unter Vorjahr; 2018 wird nur mit 5,5 Milliarden Euro gerechnet. Die rezeptfreien Mittel litten 2017 unter einer weiterhin schwachen Entwicklung in den USA sowie dem Rx-Switch zweier Hautmedikamente in China. Im laufenden Jahr peilen die Leverkusener bei Consumer Health wechselkursbereinigt einen Umsatz auf Vorjahresniveau an, im Saatgut- und Pflanzenschutzgeschäft hingegen ein leichtes Wachstum.

Von diesem Jahr erhofft sich der 100.000 Mitarbeiter starke Konzern indes nicht viel mehr. Der Umsatz sowie das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (Ebitda) und Sonderposten werden auf dem Niveau von 2017 erwartet. Zudem braucht der 66 Milliarden US-Dollar schwere Monsanto-Kauf mehr Zeit als gedacht. „Unser Ziel ist es jetzt, die Transaktion im zweiten Quartal 2018 abschließen zu können“, hieß es nun, bisher war von Anfang 2018 die Rede gewesen.

Bayer peilt einen Umsatz von etwa 35 Milliarden Euro an, nachdem dieser bereits 2017 nahezu stagnierte. Das Ebitda vor Sonderposten lag 2017 mit 9,29 Milliarden Euro knapp unter dem Wert von 2016. Beides war etwas weniger, als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 7,34 Milliarden Euro zwar 62 Prozent mehr als 2016. Das lag aber auch am Verkauf von Anteilen der ehemaligen Kunststoff-Tochter Covestro, die nicht länger konsolidiert wird.

Investoren reagierten verstimmt auf die Zahlen. Der Aktienkurs fiel nach rund zwei Handelsstunden zuletzt um etwas über 3 Prozent und war damit Schlusslicht im Dax. Da half es wenig, dass die Leverkusener unter Ausklammerung von Wechselkursveränderungen sowie Zu- und Verkäufen, also vor allem ohne Monsanto, ein Umsatzwachstum im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich anstreben. Das um Sonderposten bereinigte Ebitda soll im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Der Ausblick berücksichtigt auch Belastungen durch Lieferausfälle und Überarbeitungen der Produktion in Höhe von etwa 300 Millionen Euro. Ein Tadel der US-Gesundheitsbehörde FDA zwingt Bayer zu Änderungen bei der Herstellung einiger Medikamente aus dem reifen Produktportfolio. Analysten hatten bereits mit einer Belastung gerechnet.

Sollte die Übernahme von Monsanto im zweiten Quartal gelingen, rechnet Bayer 2018 mit einer deutlichen Steigerung des Umsatzes und des um Sondereinflüsse bereinigten Ebitda. Im ersten vollen Jahr nach dem Kauf soll es dann einen ordentlich Schub bei allen relevanten Kennziffern. Insgesamt hat laut Unternehmensangaben mittlerweile mehr als die Hälfte der rund 30 zuständigen Behörden weltweit den Deal genehmigt. Erst kürzlich hatten die brasilianischen Wettbewerbshüter ihren Segen erteilt. Weitere Genehmigungen – allen voran die der EU – stehen aber noch aus. Die EU hat eine Prüffrist bis Anfang April festgesetzt.

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