Entlastung von Pharmazeuten

Stanford: Roboter betreiben Krankenhausapotheke

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Berlin -

Apotheker und PTA müssen oft viel zu viel Zeit für eigentlich unnötige Dinge vergeuden. Viele würden sich wünschen, sich mehr um die wirklich wichtigen Aufgaben kümmern zu können – die Pharmazie. Das neue Klinikum der US-Universität Stanford, das am 17. November eröffnet wird, will ihnen das ermöglichen, indem es eine ganze Roboterflotte für einfache Tätigkeiten heranzieht, vor allem das Stellen der Arzneimittel und ihren Transport.

„Der wahre Wert von Apothekern und pharmazeutisch-technischen Assistenten liegt darin, ihr pharmazeutisches Wissen in der Therapie anzuwenden, nicht darin, Pillen zu zählen“, erklärt Gary Fritz, Digitalchef von Stanford Healhtcare. „So ist in der Versorgungskette nicht jede Aufgabe gleichermaßen bereichernd, vor allem nicht Routinetätigkeiten wie einen Wagen 30 Minuten lang in dieselbe Richtung zu schieben. Bereichernd ist es dann, wenn diese Mitarbeiter ihre Zeit nutzen können, um mit Patienten zu sprechen und so herausfinden können, wie sie ihnen eine bessere Versorgung zugutekommen lassen können.“

Dabei sollen künftig insgesamt 23 Roboter sorgen. 20 von ihnen sind nur für den Transport zuständig. Die 1,20 Meter hohen Maschinen sausen mit 3,2 Kilometern pro Stunde durch das Krankenhaus und können dabei bis zu 500 Kilogramm Gewicht transportieren. Mit Lasern und GPS erschaffen sie eine dreidimensionale Karte ihrer Umgebung, um zu erfassen, ob sie wegen eines Hindernisses anhalten oder es umfahren müssen.

Außerdem haben sie Berührungssensoren: Fasst man sie an, bleiben sie sofort stehen. Die Apothekenmitarbeiter aus Fleisch und Blut können sie stets in Echtzeit tracken. Auch Türen sind kein Problem für sie: Die können sie selbstständig öffnen. Auch für Notfälle sind sie programmiert, im Falle eines Feueralarms machen sie automatisch die Fluchtwege frei. Ein Gespräch kann man mit den Roboterkollegen nicht führen, doch sie können sich mit einigen Sätzen bemerkbar machen: „Ich bin da“, sagen sie beispielsweise bei der Ankunft. Die drei restlichen Roboter sind die Apotheker unter den Maschinenkollegen. „Sie werden in dem neuen Krankenhaus nicht viele Pillen sehen“, schreibt Stanford. „Das ist so, weil die allermeisten von ihnen in drei gigantischen Robotern verstaut sind, die nicht müde werden, nicht in Eile sind und keine Fehler machen, wenn sie den Patienten Arzneimittel stellen.“ Zwei von ihnen „sind nicht genau das, was man sich gemeinhin unter einem Roboter vorstellt“, wie die Uni Stanford es ausdrückt.

Stattdessen handelt es sich bei ihnen um Kommissionierer auf Rädern: die „BoxPickers“. Außen haben sie einen Bildschirm, von dem aus Apotheker oder PTA die Arzneimittel wählen können, die ausgegeben werden sollen. Eine weitere Vereinfachung: Sie sind automatisch mit dem Großhandel verbunden. Was rausgeht, wird automatisch nachbestellt. „Damit haben sie einen nahtlosen Überblick über den Bestand, weil sie nicht mehr einfach ein Auge darauf werfen und dann sagen ‚Wir brauch mehr von dem und dem‘ – wie wir es jahrzehntelang gemacht haben“, erklärt Chefapotheker Dr. Douglas Del Paggio.

Der Inhaber unter den Metallpharmazeuten ist jedoch der dritte Apothekerroboter: der PillPick. Er einzelt aus, saugt Pillen, Tabletten und Kapseln dann mit einem Schlauch an und verblistert die jeweilige Medikation für den Patienten. Wenn ein Arzt einem Patienten eine bestimmte Medikation verordnet, besteht die Aufgabe des Apothekers nur noch darin, die Verordnung auf dem Papier – bzw. Bildschirm – zu überprüfen und abzuzeichnen. Den rest übernimmt der Roboter. Der PillPick kann 1000 Dosierungen pro Stunde abarbeiten – eine Menge, für die eine PTA laut Stanford 10 Stunden bräuchte.

Die neue Technologie soll aber nicht nur einen Zeitvorteil für das pharmazeutische Personal bringen, sondern auch die Sicherheit für die Patienten erhöhen. Die Roboter verringern nämlich die Gefahr von Medikationsfehlern, erklärt Del Paggio: „Statt an ein Regal zu gehen und eine Schublade zu ziehen, um auf ein Medikament zu schauen – wenn ich in Eile bin, ziehe ich vielleicht die falsche Schublade oder das falsche Arzneimittel wurde darin abgelegt – scannen die Roboter einen Barcode und überprüfen so, ob es sich um das richtige Medikament handelt.“ Das ermögliche eine Genauigkeit von 99,9 Prozent, so Del Paggio.

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