USA

Kette "verramscht" Antibiotika

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Die US-Supermarktkette Publix verschenkt ab sofort eine Reihe von Antibiotika an Personen, die eine entsprechende ärtzliche Verordnung vorlegen. Die Patienten erhalten bis zu 14 Tagesdosen, ohne dass sie oder ihre Krankenversicherung etwas zuzahlen müssen. Das Angebot ist nicht beschränkt, das heißt es können durchaus mehrere Rezepte pro Person eingereicht werden. Betroffen sind die Wirkstoffe Amoxicillin, Cephalexin, Sulfamethoxazol/Trimethoprim, Ciprofloxacin, Penicillin V, Ampicillin und Erythromycin.

Die kostenlosen Antibiotika sollen in allen 700 Publix-Apotheken erhältlich sein. Insgesamt wird das Programm damit in fünf Staaten ausgerollt. Publix reagiert mit seinem Gratisangebot auf einen immer schärfer gewordenen Wettbewerb unter den Supermarktkonzernen, bei dem Arzneimittel regelrecht verschleudert werden. Im vergangenen Herbst hatte Wal-Mart angefangen, rund 300 Generika zum einheitlichen Dumpingpreis von vier US-Dollar abzugeben. Mitbewerber wie Target waren nachgezogen; kein Anbieter hat jedoch bislang Arzneimittel umsonst abgegeben.

Vor allem im Senioren- und Urlauberparadies Florida läuft die im Arzneimittelbereich ausgetragene Rabattschlacht um Verbraucher und Patienten auf Hochtouren. Während sich politische Amtsträger wie Gouverneur Charlie Christ über die Dynamik mit Verweis auf die 3,6 Millionen Einwohner ohne ausreichende Krankenversicherung erfreut zeigen, warnen Experten vor den dramatischen Konsequenzen der Lockvogelangebote. Denn bei der Gratis-Offerte steht nicht mehr nur der induzierte Mehrverbrauch im Mittelpunkt der Kritik.

Dass ausgerechnet Antibiotika Verbraucher in die Publix-Märkte locken sollen, konterkariert alle Versuche von Medizinern und Wissenschaftlern, der zunehmenden Antibiotikaresistenzen Herr zu werden. Möglicherweise erkennen die verantwortlichen Aufsichtsbehörden und Politiker noch rechtzeitig, dass im Arzneimittelbereich keine Schnäppchen zu holen sind: Studien zufolge verursachen Komplikationen und Todesfälle infolge von Infektionen mit resistenten Bakterien alleine in den USA jährliche Kosten von 30 Milliarden US-Dollar.

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