Lloyds Pharmacy in Liquidation

Großbritannien: Apotheken am Rande des Zusammenbruchs

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Berlin -

Lieferengpässe, Schließungen, finanzielle Probleme und wütende Kunden: Hierbei ist nicht etwa von deutschen Apotheken die Rede, sondern von den Kollegen in Großbritannien. Auch im Königreich stehen die Apotheken vor dem Kollaps. Mit Lloyds Pharmacy musste die Nummer 2 im Markt sogar schon klein beigeben.

Für Apothekenteams in Großbritannien wird es immer schwieriger, ihre Kunden mit Arzneimitteln zu versorgen. „Einige Patienten warten nur ein paar Tage auf ihre Medikamente, andere Wochen“, weiß Apotheker Mahesh Shah, der in Luton gleich mehrere Apotheken betreibt. „Es liegt an der immensen Versorgungs- und Produktionssproblematik, die wir haben. Davon ist eine große Auswahl von Arzneimitteln betroffen.“ Die Gründe seien komplex: Brexit, Ukraine-Krieg und die Nachwehen der Corona-Pandemie seien nur einige davon.

Das Gesamtpaket schlägt sich auf die finanzielle Situation von Unternehmen nieder, weiß Shah. „Unsere finanzielle Lage ist angespannt. In einer solch prekären Lage haben wir uns noch nie befunden“, äußert er besorgt.

Erschreckende Umfrageergebnisse

Der für die Vertragsverhandlungen zuständige Apothekerverband (Pharmaceutical Services Negotiating Committee, PSNC) hat zur aktuellen Lage mehr als 8000 Apothekerinnen und Apotheker befragt. Das Ergebnis: 92 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihre Kundschaft nicht ausreichend mit Arzneimitteln versorgen können. 87 Prozent erklärten, dass durch die Versorgungsproblematik die Gesundheit ihrer Kundinnen und Kunden gefährdet sei. Und 84 Prozent gaben an, dass sie sich im Zuge dessen mit aggressivem Verhalten ihrer Kundschaft konfrontiert wurden.

Das ist allerdings noch längst nicht alles: Die Zahl der Apotheken im Vereinigten Königreich sinkt rapide. Wie „Channel 4“ erklärt, konnten sich die Inhaberinnen und Inhaber bislang eigentlich auf die Regierung verlassen, die sie für ihre Arbeit entlohnte. In der Realität wurden diese Mittel um stolze 30 Prozent gekürzt. Die Folge: Seit dem Jahr 2015 mussten bislang rund 800 der ehemals 12.000 Apotheken in Großbritannien für immer schließen.

Lloyds in Liquidation

„Das ist eine ernstzunehmende Krise. Viele Apotheken stehen am Rande des Zusammenbruchs“ stellt die Geschäftsführerin von PSNC, Janet Morrison, gegenüber „Channel 4“ klar. „Wenn wir jetzt nicht dringend Ressourcen in die Apotheken investieren, werden viele von ihnen mit der Schließung rechnen müssen, und das wird die Patienten sehr hart treffen“, so Morrison weiter.

Dass das nicht nur inhabergeführte Apotheken betrifft, zeigt das Beispiel Lloyds Pharmacy. Im Januar 2023 kündigte die früher zu Celesio beziehungsweise McKesson gehörende Kette zunächst an, dass sie ihre Filialen in allen Sainsbury’s-Supermärkten schließen werde. 237 Apotheken wurden seitdem tatsächlich geschlossen.

Anfang 2024 wurde bekannt, dass die zweitgrößte Apothekenkette im Land in Liquidation ging. Die rund 1000 Standorte wurden in regionalen Clustern an verschiedene Käufer abgegeben. Die Schulden in Höhe von 293 Millionen Pfund betrafen zum Großteil den früheren Eigentümer – den Finanzinvestor Aurelius.

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