Bedarfsplanung

Athen will Apotheken schützen

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Berlin -

In Griechenland prüft die Troika aus EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB), ob die nächste Hilfstranche bewilligt wird. Wie immer haben die Experten Forderungen im Gepäck. Auch der Apothekenmarkt steht weiterhin im Visier: Aktuell kämpft die Regierung in Athen um den Erhalt der Bedarfsplanung.

Obwohl der Europäische Gerichtshof (EuGH) die Bedarfsplanung für Apotheken schon mehrfach grundsätzlich bestätigt hat, fordert die Troika die komplette Abschaffung der demografischen Niederlassungsbeschränkungen in Griechenland. „Es sind schwierige Verhandlungen“, kommentierte Gesundheitsminister Adonis Georgiades. Er befürchtet, dass zu viele Apotheken gegründet würden, die sich dann nur kurzfristig halten könnten. „Wir haben schon an jeder zweiten Ecke eine Apotheke“, gibt der Minister zu bedenken.

Tatsächlich ist in Griechenland die Apothekendichte im europäischen Vergleich am höchsten: Rein rechnerisch versorgt jede der rund 11.500 Apotheken rund 1000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland sind es etwa 3800.

An dieser Situation konnte bislang auch die 1997 eingeführte Bedarfsplanung nichts ändern. Allerdings fürchten die Apotheker, dass es ohne sie noch schlimmer werden könnte: Schon heute gebe es eine starke Konkurrenz, sodass die Preise für Produkte wie Kosmetika und andere Freiwahlprodukte ständig gesenkt werden müssten, sagt eine Apothekerin aus Athen.

Auch eine Großhändlerin findet die Forderung der Troika „unglaublich“. Bereits die bestehenden Apotheken könnten kaum überleben; im vergangenen Jahr hätten 450 Apotheken schließen müssen. Besonders gravierend sei die Situation in der Metropolregion Thessaloniki, wo auf rund 825.000 Einwohner knapp 1200 Apotheken kommen – das entspricht weniger als 700 potenzielle Kunden pro Apotheke.

Die Finanzexperten der Geldgeber sehen trotzdem keine Notwendigkeit für solche Niederlassungsbeschränkungen. Schon im März 2012 waren die Kriterien für die Neueröffnung von Apotheken auf Druck der EU gelockert worden: Statt 1500 muss eine Apotheke heute nur noch 1000 Menschen versorgen können.

Parallel kämpft die griechische Regierung um die Apothekenpflicht für OTC-Medikamente. Vor einem Jahr hatte die Troika dem Gesundheitsministerium empfohlen, rund 500 nicht-erstattungsfähige Präparate in den freien Handel zu entlassen. Bislang hat sich die griechische Regierung nicht beirren lassen: Nur Artikel wie Nahrungsergänzungsmittel und Vitamine dürfen in Griechenland in Supermärkten verkauft werden.

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