Erste Leitlinie soll Therapie erleichtern

Long-Covid auch bei leichten Verläufen

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Berlin -

Unter dem Begriff „Long-Covid“ oder auch „Post-Covid-Syndrom“ werden die Langzeitsymptome und anhaltende Beschwerden nach einer Covid-Infektion zusammengefasst. Obwohl es sich dabei um ein relativ neues Erkrankungsbild handelt, soll nun eine erste Leitlinie veröffentlicht werden, die Diagnostik und Therapie vereinheitlichen soll. Studien zeigen mittlerweile, dass es auch bei leichten Verläufen zum Long-Covid kommen kann.

Das Ausmaß und die Symptome von Long-Covid können unterschiedlich sein: Viele Betroffene klagen auch Wochen und Monate nach einer überstandenen Covid-Infektion über massive Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Leistungsverlust, kognitive Beschwerden oder Atemnot. Herz- und Lungenprobleme sind nur ein großes Gebiet der Folgeschäden.

Der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) zufolge haben schätzungsweise rund zehn Prozent aller Covid-Patienten mit Langzeitfolgen zu kämpfen – genaue Zahlen gibt es bislang nicht. Diagnostik und Therapie gestalten sich derzeit schwierig, da es keine standardisierten Diagnosemerkmale und Behandlungskriterien gibt. Eine neue S1-Leitlinie, welche gemeinsam mit Psychosomatikern, Neurologen und Allgemeinmedizinern erarbeitet wurde, soll dabei bald helfen: Sie ist bereits bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) angemeldet und soll voraussichtlich noch im April erscheinen.

Zu Beginn der Pandemie wurden Langzeitfolgen häufig vor allem mit schweren Covid-Verläufen in Verbindung gebracht. Mittlerweile zeigen Studien jedoch, dass auch Erkrankte mit leichten Verläufen betroffen sind. Die Beschwerden treten also unabhängig vom Schweregrad auf. Dr. Andreas Rembert Koczulla, Pneumologe und federführender Koordinator der Leitlinie berichtet, dass viele Patienten auch nach sechs Monaten noch unter mindestens einem Symptom litten. „Bei stationär behandelten Patientinnen und Patienten treten zudem häufig Veränderungen der Lunge auf. Das Lungengewebe ist dann so verändert, dass der Gasaustausch zwischen Blut und Luft in der Lunge erschwert ist.“

Daten aus Österreich würden jedoch auf eine „gute Rückbildungstendenz“ hindeuten: Diese zeige sich nach 60 bis 100 Tagen. Besonderes Augenmerk soll bei der Leitlinie auf Spätfolgen nach einer Infektion gelegt werden: „Wenn nach sechs bis acht Wochen noch Atemnot vorherrscht, sollte das unbedingt untersucht werden“, empfiehlt Professor Dr. Claus Vogelmeier, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lungenstiftung (DLS). Der Fokus soll vor allem auf Herz und Lunge gelegt werden.

 

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