Alle im Team zur Impfung?

Corona-Impfung: Apotheke verpflichtet

, Uhr
Berlin -

Vor der gestrigen Kabinettssitzung ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Dokumenten unter dem Arm abgelichtet worden. Das oberste Blatt war eine „geheime Impf-Liste“, wie die „Bild“ schreibt, und enthielt Schätzungen zur Impfbereitschaft bei verschiedenen Personengruppen. Von den Mitarbeitern im Gesundheitswesen, die mit als erste an die Reihe kommen sollen, würden sich demnach 80 Prozent impfen lassen. Doch eine Umfrage von aposcope zeigt, dass die Bereitschaft deutlich niedriger liegt.

Laut jüngster Umfrage sind 77 Prozent der befragten Apotheker und PTA grundsätzlich für Impfungen, weitere 20 Prozent lehnen nur bestimmte Impfungen ab. Zur Gruppe der Impfgegner wären demnach nur 2 Prozent zu zählen. 60 Prozent haben auch Angst, dass sie sich während der Arbeit in der Apotheke mit Corona infizieren könnten. 51 Prozent haben Angst vor einer Erkrankung mit schwerem Verlauf. Und 69 Prozent halten die Corona-Schutzimpfungen für unabdingbar, um die Pandemie zu bekämpfen.

Trotzdem geben nur 26 Prozent an, sich auf jeden Fall gegen das Coronavirus impfen lassen zu wollen. Während 39 Prozent der Apotheker entschlossen sind, liegt die Quote mit 13 Prozent bei PTA deutlich niedriger. Jeweils knapp ein Drittel wäre vermutlich dabei, während 19 beziehungsweise 38 Prozent dies tendenziell oder kategorisch ausschließen. 11 Prozent der Approbierten und 17 Prozent der PTA wissen es noch nicht.

Diese Werte sind nicht neu, sondern spiegeln das Ergebnis früherer aposcope-Umfragen seit dem Sommer wider. Was aber sind die Gründe für die Skepsis? Nebenwirkungen werden von 83 Prozent genannt, zu wenig Informationen zu den Impfstoffen von zwei Dritteln. 64 Prozent zweifeln an der Sicherheit der Impfstoffe, 44 Prozent an der Wirksamkeit. Für 40 Prozent ist unklar, wie lange die Immunität anhält. 31 Prozent wollen Risikogruppen den Vortritt lassen. Außerdem gibt es Kollegen, der zu erwartende Andrang bei den Impfzentren abschreckt und die sich erst in der zweiten Phase in der Arztpraxis impfen lassen wollen.

Für diejenigen, die sich impfen lassen wollen, stehen der Beitrag zur Eindämmung der Pandemie oder der Schutz von Personen im privaten Umfeld im Vordergrund (je 73 Prozent). 71 Prozent hoffen, dass sie nach der Impfung wieder sorgenfrei am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Auch sich selbst, Kollegen und Kunden zu schützen, ist für viele Befragten eine Motivation.

In vielen Apotheken war die Corona-Impfung bereits ein Thema, entweder ausführlich diskutiert (20 Prozent) oder im Team am Rande besprochen (47 Prozent). 53 Prozent der Befragten würden es begrüßen, wenn alle Kollegen im Team geimpft würden. Wichtigste Argumente sind das Vermeiden von Quarantänesituationen (65 Prozent), der Schutz von Kollegen und die Sicherung des Betriebes (je 60 Prozent). Auch eine generelle Fürsorgepflicht (45 Prozent) und der Schutz der Kunden (43 Prozent) wurden genannt. 39 Prozent erhoffen sich eine Lockerung der Schutzmaßnahmen in der Apotheke.

28 Prozent stimmen allerdings nicht zu, dass sich das ganze Team impfen lassen sollte. Die Entscheidung für eine Impfung sollte jedem selbst überlassen sein, finden 67 Prozent. 53 Prozent verweisen auf Zweifel an der Sicherheit und 31 Prozent auf Zweifel an der Wirksamkeit der Impfstoffe.

55 Prozent der Apotheker und 31 Prozent der PTA finden, dass Apothekenmitarbeiter und andere Heilberufe eine moralische Pflicht haben, sich impfen zu lassen, um Kollegen und Kunden zu schützen. 46 Prozent der Apotheker und 23 Prozent der PTA fänden es unkollegial, wenn ihre Kollegen die Impfung verweigern. Dass es unverantwortlich ist, ohne Impfung weiter Kunden und Patienten zu versorgen, teilen allerdings nur 36 beziehungsweise 20 Prozent.

Auch einer Impfpflicht für bestimmte Gruppen stehen viele Befragte aufgeschlossen gegenüber: Am häufigsten sollten sich Pflegepersonal (46 Prozent) und medizinisches Personal (45 Prozent) impfen lassen. Bei Risikogruppen befürworten dies 40 Prozent, bei Polizei und Lehrern sind es 39 Prozent. Apothekenpersonal sollte nach Angabe von 36 Prozent geimpft sein, eine Impflicht für die allgemeine Bevölkerung fordern 28 Prozent.

Eine Impfpflicht im Zuge einer Gefährdungsbeurteilung schließen 67 Prozent der Inhaber aus, nur 3 Prozent planen dies. Entsprechend gibt es kaum konkrete Überlegungen, welche Konsequenzen diejenigen im Team treffen, die sich nicht impfen lassen wollen. Am wahrscheinlichsten ist, dass diese Mitarbeiter weiterhin mit Maske arbeiten müssen.

Zwar würden 59 Prozent generell für die Einführung eines Immunitätsnachweises befürworten, .68 Prozent fürchten aber auch eine Stigmatisierung derjenigen, die ihn nicht besitzen. 62 Prozent fürchten gar eine „Zwei-Klassengesellschaft“.

Auch die Kunden fragen regelmäßig zum Thema Corona-Impfung nach: täglich (6 Prozent), mehrmals pro Woche (27 Prozent) oder einmal pro Woche (11 Prozent). Jeder vierte Teilnehmer gab allerdings auch an, noch gar keine Nachfragen erhalten zu haben. Grundsätzlich fühlen sich zwei Drittel (68 Prozent) der Apothekenmitarbeiter selbst gut informiert.

An der aposcope-Umfrage nahmen am 2. und 3. Dezember insgesamt 302 verifizierte Apotheker*innen und PTA teil.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte