Hartmann telefoniert Apotheken ab

Sterillium: Apotheken nach Bestellverhalten befragt

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Berlin -

In der frühen Phase der Corona-Pandemie stieg die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln in Apotheken sprunghaft an. Hersteller Dr. Paul Hartmann hat die Sterillium-Produktion massiv hochgefahren, musste aber irgendwann passen – die Apotheken übernahmen die Versorgung mit Eigenproduktion. Zuletzt hat sich die Lage etwas entspannt. Und Hartmann telefoniert tausende Apotheken ab, ob die aufgegebenen Sterillium-Bestellungen noch aktuell sind. Ab kommender Woche darf auch der Außendienst wieder rausfahren.

Schon Ende Januar sei die Nachfrage nach Sterillium rasant gestiegen, berichtet ein Hartmann-Sprecher. Man habe schnell reagiert und verschiedene Maßnahmen eingeleitet: Bestellungen an Bestandskunden wurden priorisiert und die verfügbare Ware manuell zugeteilt. Außerdem wurden sensible Bereiche fokussiert, Kliniken, Pflegeheime, Arztpraxen und Apotheken seien bevorzugt beliefert worden, so der Sprecher.

Parallel wurde die Produktion hochgefahren: Am Standort in Hamburg wurde die Herstellung mehr als verdoppelt. Außerdem seien innerhalb des Konzerns Synergien genutzt worden, so der Sprecher. So wurde die Produktion am Kneipp-Standort in Ochsenfurt umgestellt, so dass beim Tochterunternehmen Desinfektionsgel hergestellt werden konnte. Hartmann hat 2001 die Mehrheit an Kneipp übernommen, 2008 wurde die Firma vollständig integriert.

Trotz dieser Maßnahmen konnten nicht alle Nachfragen bedient werden. Als sich die Situation zuspitzte und Desinfektionsmittel zur Mangelware, liefen die Bestellungen vieler Apotheker ins Leere. Das führte immer wieder auch zu Unzufriedenheit, vor allem wenn langjährige Bestandskunden leer ausgingen.

Doch dem Hartmann-Sprecher zufolge hat der Hersteller alles gegeben: „Seit Februar arbeiten wir im Drei-Schicht-System und stellen rund um die Uhr Desinfektionsmittel her.“ Dass Bestellungen, wie vereinzelt von Apothekern berichtet, ungefragt von Hartmann storniert worden sein, kann Sprecher nicht bestätigen. „Die Bestellungen werden aktualisiert, das dauert seine Zeit.“

Mittlerweile hat sich die Situation am Markt etwas beruhigt. Auch bei Hartmann hat sich die Lieferfähigkeit stabilisiert. Jetzt steht der Hersteller mit Blick auf die offenen Bestellungen vor der Frage: Ist der Bedarf noch da oder handelt es sich um Mehrfachorder? Um Überbestellungen und Retouren möglichst zu vermeiden, wird seit Mai persönlich in Apotheken nachgefragt: „Wir rufen 8000 Apotheken an und klären den aktuellen Bedarf“, so der Sprecher. Das komme bei den Kunden gut an.

Ab kommender Woche können die Apotheken auch wieder persönlich von Außendienst besucht werden – wenn sie das wünschen. „Wir fahren wieder raus“, kündigt der Sprecher an. Die Bestelllage habe sich inzwischen etwas entspannt, trotzdem fragt Hartmann bei sehr großen Aufträgen weiterhin nach.

Die Produktion konzentriert sich derzeit vor allem das gängigste Produkt: die 500ml-Einheit Sterillium. Das Präparat ist auch beim Großhandel am meisten gefragt. Anfang des Monats erklärte eine Noweda-Sprecherin auf Nachfrage, man werde mit ansonsten gängigen Pharmazentralnummern (04817465, 00970709, 06589264, 13901609) „nur in kleinen Teilmengen beliefert, die in der Regel sofort von den Apotheken abgenommen werden“. Der Einkauf arbeite kontinuierlich daran, möglichst hohe Mengen zu erhalten. „Die für den pharmazeutischen Großhandel vorgesehenen Lieferungen sind aber weiterhin kontingentiert“, so die Sprecherin. „Wir haben allerdings vergleichbare Präparate von anderen Herstellern, die wir unseren Mitgliedern und Kunden alternativ anbieten“, so die Noweda-Sprecherin weiter.

 

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