Kommentar

Rückbau der Apotheken

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Eine bessere Verkehrsanbindung, kürzere Anfahrtszeiten sowie mehr Breite und Tiefe im Warenlager: Es gibt gute Gründe für die Inhaber von Filialapotheken, sich für eine Übertragung der Notdienste einzusetzen. Doch ohne nächtliche Bereitschaft wäre auch das Notdienstzimmer überflüssig - und damit der Rückbau der Apotheken eingeleitet: Nacheinander könnte, warnen die Apothekerkammern, auch auf Labor, Rezeptur, Beratung und pharmazeutisches Personal verzichtet werden. Aus Filial- würden Light-Apotheken.

Eine Verlagerung der Notdienste gefährdet aber nicht nur das Leistungsspektrum kleinerer Filialapotheken. In einem nächsten Schritt könnten auch größere Filialen oder sogar Hauptapotheken die nächtliche Arzneimittelversorgung abtreten. Beispielsweise an Apotheken eines anderen Inhabers, gegen Entgelt.

Lassen sich auch andere Kollegen im Ort oder Stadtviertel vom Notdienst befreien, könnte es für die Patienten, zumindest in Großstädten, deutlich übersichtlicher werden: Sie müssten nicht erst die diensthabende Apotheke heraussuchen, sondern könnten sich gleich auf den Weg zu der einzigen, stets geöffneten Apotheke machen.

Ein Schritt in diese Richtung ist bereits getan: In einigen Metropolen haben Apotheken 24 Stunden sieben Tage die Woche geöffnet - Feiertage eingeschlossen. Deren Inhaber setzen darauf, dass sich das 24/7-Konzept auch monetär auszahlt. Gegner kritisieren, dass der reguläre Notdienst so für die übrigen Apotheken noch unrentabler wird und dass Patienten weitere Wege haben.

Kein Zweifel: Notdienste sind kein attraktives Geschäft und gehören traditionell zu den eher unliebsamen Pflichten der Apotheker. Andererseits sind es gerade die Kundendienste und Serviceleistungen, mit denen sich die Apotheker von rein kaufmännischen Berufen absetzen. Ob auf diese Alleinstellungsmerkmale verzichtet werden kann, sollte man sich gut überlegen - auch wenn aus Sicht des einzelnen Apothekers eine Rationalisierung einiger Pflichten sinnvoll wäre.

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