Kommentar

Datenschutz: Chance für Apotheken

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Berlin -

Wenn es um die eigene Gesundheit geht, ist Datenschutz besonders wichtig – aber auch besonders schwierig umzusetzen. Und manchmal steht die Vertraulichkeit einer effizienten Versorgung sogar im Weg. Immer häufiger tauschen Patienten den Datenschutz gegen tatsächliche oder vermeintliche Vorteile ein. Für die Vor-Ort-Apotheken ist das eine Chance.

Beim Thema Datenschutz zeigen sich zwei konträre Entwicklungen: Einerseits werden Menschen immer vorsichtiger und misstrauischer, andererseits geben sie ihre Daten immer freimütiger preis. In der Regel wird mit zweierlei Maß gemessen: Da verweigern Verbraucher beim Einkauf die Antwort auf die Frage nach ihrer Postleitzahl, sammeln aber mit ihrer Payback-Karte die Punkte ein. Und während beim Stichwort NSA die Empörung Wellen schlägt, wird bei Google, Facebook & Co. akzeptiert, dass alle Standards außer Kraft gesetzt sind.

Im Gesundheitswesen ist der Verzicht auf die Anonymität nicht nur kaum möglich, er kann auch Vorteile bieten: Patienten geben Daten preis, um besser versorgt zu werden. Sie lassen sich in den Apotheken Kundenkarten anlegen und ihre Medikation überprüfen, schicken ihren Ärzten die Ergebnisse von Blutzuckermessungen und erlauben den Leistungserbringern, miteinander in Kontakt zu treten. Einverständniserklärungen werden allenfalls überflogen, da man sich ohnehin kaum wehren kann.

Doch Auswüchse zeichnen sich bereits ab: Die ersten Krankenversicherer planen, Fitnessdaten zu sammeln und einen gesunden Lebensstil zu belohnen. So nützlich Motivierung ist: Boni für die einen bedeuten immer auch eine Diskriminierung für die anderen. Wer sich nicht fügt oder den Ansprüchen an den guten Versicherten nicht genügt, dem drohen schnell auch Nachteile wie ein schlechterer Tarif.

Solche Entwicklungen werden über kurz oder lang zu einem Umdenken in der Gesellschaft führen – und das ist die Chance für die Anbieter vor Ort, die Apotheke um die Ecke und den Arzt in der Straße. Nur sie bieten den persönlichen Kontakt und können das Vertrauen aufbauen, das bei Gesundheitsthemen wichtig ist.

Denn ein übermäßiger Datenschutz birgt auch Risiken: Je weniger Leistungserbringer von dem Patienten wissen, umso schneller geschehen Fehler, seien es „nur“ Doppeluntersuchungen oder gefährliche Wechselwirkungen beim anonymen Kauf im Internet. Und wenn sich Heilberufler allzu sehr darum sorgen, ob sie gerade alle Vorgaben beachten, und darüber den Blick auf das Wesentliche verlieren, ist niemandem geholfen – vor allem dem Patienten nicht.

Wichtig ist daher, dass die Menschen einen Partner haben, dem sie vertrauen können – und der ihnen die Vorteile bietet, die sie sich wünschen. Wer seine Gesundheitsdaten nicht Microsoft anvertrauen will, sollte beispielsweise seine Medikationsliste lieber seinem Arzt und Apotheker anvertrauen. Das ist die Chance für die Leistungserbringer, gemeinsam entsprechende Angebote zu machen und damit zu beweisen, dass auch vernetzte Gesundheitsversorgung persönlich sein kann.

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