Thea Dorn warnt vor Datenwut der Kassen Tobias Lau, 07.12.2019 09:12 Uhr
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Schriftstellerin Thea Dorn macht sich Sorgen, was die Krankenkassen mit all den Daten anstellemn könnten. Foto: APOTHEKE ADHOC/Peter van Heesen
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Aus Sicht von Peter Froese, Chef des Apothekerverbands Schleswig-Holstein, ist das eRezept Sache der Apotheker – und nicht externer Dritter. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Bunte Mischung: Die AK Niedersachsen hat zu ihrer 2. Digitalkonferenz hochrangige Speaker geladen: ABDA-IT-Spezialist Dr. Peter Froese, Claudia Schröder (Abteilungsleiterin im Gesundheitsministerium), Schriftstellerin Thea Dorn, Kammerpräsidentin Cathrin Burs, Götz Schwope aus dem Vorstand der Psychotherapeutenkammer und Dr.Urs-Vito Albrecht vom Reichertz Institut für Medizinische Informatik. Foto: Apothekerkammer Niedersachsen
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Bei einer Digitalkonferenz der Apothekerkammer Niedersachsen erklärte er sine Vision vom eRezept. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Das Thema Datensicherheit ist ein zentrales Anliegen in Froeses Konzept. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Auch über die Einbindung von Apps in den Apothekenalltag wurde in Hannover gesprochen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Fokus Patient lautete der Titel der Digital Konferenz. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die Apothekerkammer hatte zur Diskussion geladen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Kammerpräsidentin Cathrin Burs und Roman Rudyk, Präsident der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen. Foto: Ole Spata
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Froese, Claudia Schröder (Gesundheitsministerium), Thea Dorn (Autorin), Götz Schwope (Psychotherapeutenkammer) und Dr. Urs-Vito Albrecht (MMH/MedAppLab), v.l.n.r. Foto: Ole Spata
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Auch Christian Klose, Unterabteilungsleiter im BMG, war zu Gast. Foto: Ole Spata
Hannover - Schriftstellerin und Philosophin Thea Dorn warnt davor, dass die Krankenkassen ihre Datenmacht gegenüber Versicherten und anderen Leistungserbringern ausnutzen könnten. „Wir müssen uns fragen, welche Begehrlichkeiten bei den Krankenkassen entstehen, wenn meine Gesundheitsgeschichte lückenlos dokumentiert ist“, so Dorn am Freitag bei der 2. Digitalkonferenz der Apothekerkammer Niedersachsen. Auch in Bezug auf die Sicherheit von Gesundheitsdaten müssten Patienten und Leistungserbringer weiter wachsam bleiben.
Dass die Digitalisierung unsere Art zu kommunizieren, zu wirtschaften und zu verwalten grundlegend ändert, daran haben nur wenige noch Zweifel. Dabei werde aber häufig nicht betrachtet, wie sich diese Entwicklungen auf unser menschliches Verhalten auswirken und welche Konsequenzen das auf unsere Gesellschaft haben. So sei noch gar nicht klar, welche langfristigen Auswirkungen es haben könne, dass medizinische Daten in der elektronischen Patientenakte dauerhaft verfügbar seien. „Was bedeutet das, wenn wir eine medizinische Biografie haben, die nicht irgendwann gnädig vergessen werden kann?“, so Dorn, die sich seit mehreren Jahren mit den Auswirkungen von Forschung und Digitalisierung auf die menschliche Gesundheit befasst und dem Thema ihren 2016 erschienen Roman „Die Unglückseligen“ widmete.
Denn diese Daten stünden eben nicht immer nur denen zur Verfügung, die der Patient dazu befugt. Eine Zahl verfolge sie seit langem, führte sie in Hannover aus: Laut einer Studie der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Roland Berger seien 64 Prozent aller Kliniken in Deutschland bereits mindestens einmal Opfer von Hackerangriffen geworden. Doch nicht nur von der unbefugten Inbesitznahme von Gesundheitsdaten gehe eine Gefahr aus – auch befugte Institutionen könnten langfristig gesellschaftliche Auswirkungen haben. Dorn versuchte das an einem Beispiel zu erklären: Sie kenne privat versicherte Ärzte, die ihr erzählt hätten, dass sie bestimmte Erkrankungen ihrer Kinder behandeln würden, ohne das ihren Versicherungen mitzuteilen – aus Angst vor den Folgen für Beiträge oder gar die Aufnahme in eine Versicherung. „Welche Begehrlichkeiten entstehen bei den Krankenkassen, wenn meine Gesundheitsgeschichte lückenlos dokumentiert wird?“, fragte Dorn die Konferenzteilnehmer.
Doch auch die Erhebung von Gesundheitsdaten durch die Verbraucher selbst könnte demnach Folgen haben, derer sich viele Menschen noch nicht bewusst sind, gab Dorn zu bedenken. So müsse man sich auch fragen, „was es mit uns macht, wenn wir wie Hochleistungssportler oder Patienten auf der Intensivstation 24 Stunden am Tag unsere Biodaten aufzeichnen“. Die Apothekerkammer hatte Dorn eingeladen, um den Fokus der Konferenz auch auf grundsätzliche Fragen zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf das Gesundheitswesen zu lenken. „Wir möchten Impulse setzen, darüber nachzudenken, was die Digitalisierung für unsere Branche bedeutet“, hatte Kammerpräsidentin Cathrin Burs zu Beginn angekündigt.
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