Beratungsleitfaden

Nagelbettentzündungen vorbeugen und behandeln

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Berlin -

Ein häufiges Beratungsthema in der Apotheke ist die Nagelbettentzündung: Patient:innen berichten von einer Rötung, Schwellung und Schmerzen am Nagelrand. Was ist für die Beratung in der Selbstmedikation und Vorbeugung wichtig und wann sollte ein Besuch bei einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen?

Bei der (selbst durchgeführten) Maniküre oder Pediküre kann es schnell zu Verletzungen im Bereich der Nägel kommen, auch zu enges Schuhwerk oder eingewachsene Nägel können dazu führen, dass Patient:innen eine Nagelbettentzündung entwickeln. Durch die kleinen Verletzungen können dann Bakterien, Pilze oder Viren in das Nagelbett eindringen und eine Infektion verursachen. Bei der Nagelbettentzündung sind meistens Bakterien die Auslöser. Unterschieden wird dabei zwischen zwei Formen:

  • Panaritium subunguale: Entzündung des Nagelbetts, Eiter bildet sich unter dem Nagel
  • Panaritium parunguale oder Paronoychie: Entzündung entlang des Nagelrandes, rund um das Nagelbett

Die Erkrankung geht in der Regel mit typischen Entzündungssymptomen einher: Rötung, Jucken und Anschwellen der betroffenen Stellen. Die Schwellungen können sich warm anfühlen, später folgt meist klopfender Schmerz und Eiterbildung.

Die Selbstmedikation ist dabei grundsätzlich möglich, normalerweise heilt die Entzündung aber innerhalb weniger Tage von selbst aus. Wenn sich nach drei Tagen allerdings keine Besserung einstellt oder die Symptome sich verschlimmern, sollten Patient:innen ärztlichen Rat einholen. Das gleiche gilt bei Fieber oder Symptomen einer Blutvergiftung, wie einem roten Streifen auf der Haut, der sich von der Entzündung her ausbreitet. Auch bei Vorerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem sollte früher an den Arzt oder die Ärztin verwiesen werden, da ein erhöhtes Risiko für Komplikationen besteht.

Bei viel Eiterbildung kann auch eine chirurgische Öffnung sinnvoll sein – diese sollte auf keinen Fall durch die Patient:innen durchgeführt werden, sondern durch einen Arzt oder eine Ärztin. Bei häufigeren Entzündungen zum Beispiel aufgrund genetischer Veranlagungen wie einer zu breiten Nagelplatte oder kann auch ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein. Dann entfernt der Arzt oder die Ärztin einen Teil der Nagelplatte oder sogar der Nagelwurzel, um so das Nagelbett zu verschmälern und ein Einwachsen der Nägel in Zukunft zu verhindern. Wachsen die Nägel gewölbt kann auch eine Nagelkorrekturspange Abhilfe schaffen: seit 2022 ist die podologische Therapie eine Kassenleistung.

Entzündung an die Oberfläche bringen

In der Selbstmedikation haben Patient:innen mehrere Optionen, zum einen kann ein Fuß- oder Handbad mit Kernseife und antibakteriellem Badezusatz empfohlen werden. Dabei wird der Nagel weicher und drückt weniger auf das Nagelbett. Wichtig ist es, den Fuß oder die Hand danach vorsichtig, aber sorgfältig abzutrocknen. Danach kann bei leichten Entzündungen eine Jodsalbe aufgetragen werden, diese wirkt antibakteriell. Bei Eiterbildung empfiehlt sich eine Zugsalbe, diese wirkt nicht nur entzündungshemmend und antibakteriell, sondern befördert auch den Eiter an die Oberfläche. Das geschieht durch eine Auflockerung der Hautstruktur. Unterschieden wir dabei zwischen schwarzer und grüner Zugsalbe:

Schwarze Zugsalbe, Wirkstoff: Ammoniumbituminosulfat

Bei leichten Entzündungen: 10-prozentige Salbe dünn auftragen und nicht abdecken. Nach dem Auftragen ist die Salbe nahezu transparent.

Bei stärkeren Entzündungen: 20- oder 50-prozentige Salbe dick auftragen und mit Verband oder Pflaster abdecken, der Verbandwechsel erfolgt täglich. Die Salbe färbt stark ab, auch der Nagel kann sich verfärben.

Grüne Zugsalbe, Wirkstoffe aus natürlichem Schieferöl

Vor dem Auftragen der Salbe die Entzündungsstelle sorgfältig reinigen, dann 2-3 cm langen Salbenstrang auf die Entzündung auftragen und mit einem Verband abdecken. Den Verband täglich wechseln.

Cave: Die Anwendung von Zugsalben in der Schwangerschaft und Stillzeit wird nicht empfohlen.

Tipps zur Vorbeugung

  • Nägel richtig schneiden: vorsichtig, weder zu kurz noch zu rund
  • Hautpflege: Haut geschmeidig halten, trockene und rissige Haut ist ein Einfallstor für Bakterien
  • Passendes Schuhwerk: Schuhe auswählen, in denen die Füße nicht schwitzen und genug Platz haben
  • medizinische Fußpflege (vor allem für Patient:innen mit Vorerkrankungen und ältere Patient:innen)
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