Wahlkampf

Steinbrück: Ausfall ohne Worte

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Berlin -

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sorgt mit einem ironisch gemeinten

Foto und einer Stinkefinger-Geste für Aufsehen. Im Magazin der

Süddeutschen Zeitung (SZ) antwortete er in einem Interview, in dem nur

mit Gestik und Mimik reagiert wird, auf die Frage nach seinen Spitznamen

mit einem Strecken des Mittelfingers Richtung Kamera.

Die konkrete Frage an den 66-Jährigen lautete: „Pannen-Peer, Problem-Peer, Peerlusconi – um nette Spitznamen müssen Sie sich keine Sorgen machen, oder?“ Steinbrück verteidigte die Geste am Donnerstagabend – und hofft auf den Humor der Menschen im Land.

„Da werden einem Fragen gestellt, die man übersetzt in Gebärden, in Grimassen, in Emotionen“, sagte Steinbrück am Rande einer SPD-Kundgebung in München über die besondere Interviewform des Magazins. „Das schauspielert man dann. Und ich hoffe, dass die Republik auch den Humor hat, dann diese Grimassen und diese Gebärdensprache bezogen auf die Fragen richtig zu verstehen.“

Auf die Frage, ob er gewusst habe, dass das Magazindieses Foto auf den Titel nehmen wolle, sagte Steinbrück: „Nein.“ Laut Magazin wollte Steinbrücks Sprecher Rolf Kleine die Stinkefinger-Pose ursprünglich nicht freigeben – aber Steinbrück habe gemeint: „Nein, das ist okay so.“ Kleine wollte sich dazu nicht näher äußern – er betonte aber, dass die Fotos im Rahmen eines ironischen Formats entstanden seien. „Das muss ja wohl noch erlaubt sein.“ Die Bilder seien bereits vor rund einem Monat aufgenommen worden – man sei über die Veröffentlichung rund eine Woche vor der Wahl im Bilde gewesen.

Ist die Geste auch ein Augenzwinkern Richtung Medien? Immer wieder war in der SPD über aufbauschende Berichterstattung und einen teils unfairen Umgang mit Steinbrück geklagt worden. Während Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ihre zur Raute geformten Hände zum Markenzeichen erkoren hat, sorgt Steinbrück nun jedenfalls mit einer etwas anderen Gestik für Schlagzeilen. Er inszeniert sich damit einmal mehr als ein Politiker der besonderen Art („Bei mir rockt es“) – aber sollte es mit dem Kanzlerjob noch klappen, könnte ihn so ein Bild verfolgen.

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), der das Ohne-Worte-Interview („Sagen Sie jetzt nichts“) des SZ-Magazins ebenfalls schon absolviert hat, meinte bei Twitter: „Das kann doch wohl nicht der Stil eines Bundeskanzlers sein.“ FDP-Chef Dr. Philipp Rösler sagte: „Die Geste verbietet sich als Kanzlerkandidat. So etwas geht nicht.“

SPD-Parteichef Sigmar Gabriel nahm den Kanzlerkandidaten in Schutz: „Peer Steinbrück hat in einem ironischen Foto-Interview auf ironische Art Emotionen gezeigt“, sagte Gabriel via Twitter. Steinbrück selbst meinte via Twitter: „Klartext braucht nicht immer Worte. Zum Beispiel wenn man ständig auf olle Kamellen, statt auf wirklich wichtige Fragen angesprochen wird.“ Wiederholt hatte er kritisiert, ob das Land nicht wichtigere Probleme habe, als aufgeregte Debatten über angebliche Fehltritte von ihm.

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