Politikerbesuch

Merkel bei Cheplapharm

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Berlin -

Wenn Bundeskanzlerin und Wirtschaftsminister anreisen, muss man als Unternehmen etwas „springen“ lassen. Cheplapharm-Chef Sebastian F. Braun kündigte anlässlich des Besuchs von Angela Merkel und Harry Glawe (beide CDU) an, am Standort in Greifswald eine Investition von 210 Millionen Euro zu tätigen.

Cheplapharm will laut Braun in den kommenden neun Monaten erneut 210 Millionen Euro investieren, hauptsächlich in den Erwerb weiterer Spezialpräparate: „In der Nische sind wir stark“, so Braun. Außerdem soll der Standort in Greifswald ausgebaut werden. Dadurch entstehen rund 50 hochqualifizierte neue Arbeitsplätze vor Ort.

Auf der Tour durch ihren Wahlkreis Vorpommern-Greifswald I verschaffte sich Merkel als Wahlkreisabgeordnete einen persönlichen Eindruck. Nach den einstündigen, intensiven Gesprächen mit der Geschäftsleitung wie auch einigen Mitarbeitern war die Kanzlerin überzeugt von der Leistung und den bisherigen Erfolgen des Unternehmens: „Ich finde es beeindruckend, wie Cheplapharm hier vor Ort in Mecklenburg-Vorpommern ein junges und dynamisches Unternehmen aufgebaut hat, das sich erfolgreich dem internationalen Wettbewerb in der hochkompetitiven Pharmabranche stellt und seinen Mitarbeitern gute Arbeit sowie vielfältige Entwicklungschancen bietet.“

Glawe betonte, dass Cheplapharm gerade in der jüngsten Vergangenheit gezeigt habe, auch Investitionen in höheren Größenordnungen stemmen zu können. Hierdurch habe die Firma hohes Wachstum am Wirtschaftsstandort Greifswald erzeugt und ebenso attraktive Arbeitsplätze insbesondere für gut ausgebildete Uniabsolventen geschaffen.

Braun fasste seine Eindrücke des Besuchs so zusammen: „Wir freuen uns sehr und fühlen uns geehrt, dass die Kanzlerin und der Wirtschaftsminister den Weg zu uns gefunden haben. Mehr noch freuen wir uns, wie sie beide unsere Anstrengungen, zu einem Global Player in der Pharmabranche heranzuwachsen, positiv gewürdigt haben. Es wird uns ein Ansporn sein, uns kraftvoll weiterzuentwickeln und mithilfe unserer Wachstumsstrategie auch in Zukunft das eine oder andere wirtschaftliche Highlight in unserer Region zu setzen.“

Cheplapharm mit Hauptsitz in Greifswald hat rund 170 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von 250 Millionen Euro. Das Unternehmen wurde 1998 von Kurt Teubner in Freiburg gegründet. Er sprach einen ehemaligen Kollegen an: Norbert Braun hatte 1992 gemeinsam mit seiner Frau Dagmar den aus dem Friedrich-Loeffler-Institut hervorgegangenen Tierarzneimittelhersteller Riemser aus der Treuhand-Masse übernommen.

Das Paar wusste, wie man erfolgreich zwischen den Großen der Branche segelt. Sie überließen Teubner ein paar Produkte, die damals nicht zu Riemser passten. Dazu gehörte das homöopathische Mittel Cheplaren, das gleich zum Namensgeber wurde. Mit 65 Jahren zog sich Teubner zurück und überließ seinen bisherigen Partnern die Firma. Noch im selben Jahr wurde der Firmensitz nach Mesekenhagen bei Greifswald verlegt. Während sich die Eltern um die Expansion von Riemser kümmerten, übernahm Sebastian Braun die Geschäftsführung bei Cheplapharm. Seitdem ist die Firma stetig gewachsen.

Das Erfolgsrezept ist dasselbe wie bei Riemser: Produkte kaufen, für die andere Hersteller keine Verwendung mehr haben – vor allem Altoriginale, die zwar weniger in Deutschland, dafür aber im Ausland nachgefragt werden. Weil die Unternehmen der Familie auch als Lohnhersteller aktiv sind, gibt es beste Kontakte.

So ziemlich jeder große Hersteller hat bereits Geschäfte mit der Familie Braun gemacht; mehr als 70 Übernahmen sind in den vergangenen Jahren bei Riemser und Cheplapharm zusammengekommen. So kaufte die Familie unter anderem bei Roche, Wyeth, Boehringer Ingelheim, Sanofi, Merck, UCB, Servier, GlaxoSmithKline, Grünenthal, Lilly, Medice und Procter & Gamble.

Zu den größten Deals bei Cheplapharm gehören die Übernahmen von Distraneurin/Heminevrin von AstraZeneca Ende 2010 sowie von Rohypnol und Vesanoid von Roche zwei Jahre später. Nicht immer sind solche Geschäfte einfach: „Kompliziert wird es immer dann, wenn Sie einziger Anbieter für ein bestimmtes Produkt sind. Gerade im onkologischen Bereich haben Sie dann eine unglaubliche Verantwortung“, sagt Dagmar Braun.

Für das Rx-Geschäft ist der deutsche Markt von untergeordneter Bedeutung. Entsprechend hoch ist mit 75 Prozent der Auslandsanteil bei Cheplapharm, In mehr als 80 Ländern weltweit ist das Unternehmen mittlerweile vertreten, in den USA gibt es seit der Übernahme von Glenwood Ende 2013 sogar eine eigene Repräsentanz.

In deutschen Apotheken ist das Unternehmen vor allem als OTC-Anbieter bekannt: Gelusil Lac wurde im Juni 2008 von Johnson & Johnson übernommen, Baldrian dispert wurde im April 2009 von Remedica, Thüringer Arnikatinktur 2011 von Klosterfrau, Reisegold und Halbmond im September 2013 von Teva.

Parallel zum Pharmageschäft ist die Familie in anderen Branchen aktiv: Getreu der Anlagephilosophie „Farma, Food & Fun“ gehören zum Portfolio unter anderem Feinkost-Firmen, Großfleischereien, Lebensmittelgroßhändler, ein Metallbetrieb sowie Textilgeschäfte und mehrere Hotels. Für die Verdienste um den Aufbau Ost wurden Norbert und Dagmar Braun 2010 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

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