Kommentar

Kontrollverlust der ABDA

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Berlin -

Die Protestwelle der Apotheker gegen die geplante Erhöhung des Fixhonorars um 25 Cent ist groß – einheitlich ist sie aber nicht. Während die ABDA ihren Mitgliedsorganisationen Flyer und Argumentationspapiere zur Verfügung stellt, haben die Kammern und Verbände einen aggressiveren Kurs eingeschlagen: Auf Demos, in Briefen an die Regierung und über die Publikumspresse wird über die Verordnung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) hergefallen. Bietet die ABDA ihren Mitgliedsorganisationen in diesen schwierigen Zeiten noch genug Halt?

 

Zu Beginn sah es nach einer konzertierten Aktion aus: Kurz nach Bekanntwerden der Verordnung hatte die ABDA alle Länderchefs in die Jägerstraße eingeladen, um das gemeinsame Vorgehen zu diskutieren. Aber schon kurz nach der Sitzung war klar, dass die Ansichten hinsichtlich der Protestgestaltung meilenweit auseinander liegen. Einzelne Mitglieder berichteten, Flyer und Plakate seien als ineffizient und zu harmlos bezeichnet worden. Nach der Sitzung hatte die ABDA trotzdem bekannt gegeben, die beiden Maßnahmen seien eine „optionale“ Strategie.

Im Apothekerhaus wollte man anscheinend auf die Uneinigkeit reagieren – und lud die PR-Beauftragten aller Mitgliedsorganisationen zum Gespräch. Die Maßnahme scheint aber zu spät zu kommen: Die Vertreter Schleswig-Holsteins blieben dem Treffen fern. Statt über Flyer und Argumentationspapiere zu reden, protestieren die vor dem Landtag in Kiel. Zuvor war auch der Vize des Apothekerverbandes Niedersachsen, Uwe Hansmann, mit seinen Briefen an Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) ausgeschert.

In der Jägerstraße ist man derzeit trotzdem bemüht, ein einheitliches Bild gegenüber der Politik zu erzeugen. Doch das BMG hat die Uneinigkeit als Schwäche erkannt und behauptet: Die Proteste der Apotheker seien dem Wahlkampf geschuldet. Das heißt wohl übersetzt: Wir nehmen euch nicht ernst!

 

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