Kommentar

Kassen finden Geiz nicht mehr so geil

, Uhr
Berlin -

Am Neujahrstag beginnt für die Kassen eine neue Zeitrechnung. Ein Systemumsturz à la Bürgerversicherung bleibt zwar aus, doch die Änderung bei den Zusatzbeiträgen hat es in sich. Und plötzlich merken die Kassen, dass ein Wettbewerb um den Preis allein nicht das Alleinseligmachende ist. Das macht Mut.

Als die Koalition ankündigte, die ungeliebten pauschalen Zusatzbeiträge abschaffen zu wollen, war der Jubel im Kassenlager groß. Der DAK etwa waren die Mitglieder wegen des Obulus in Scharen davon gelaufen. Ab 2015 soll es wieder prozentuale Zusatzbeiträge geben. Für die Kassen bringt das den charmanten Vorteil, dass diese wieder direkt mit dem Gehalt verrechnet werden. Das ist unauffälliger. Und das schützt die Kassen vor lästigem Wettbewerb.

Und jetzt kommt diese Große Koalition und verlangt vom GKV-Spitzenverband einen öffentlichen Zusatzbeitragspranger. Die Kassen sind empört: „Wir wollen einen ausgewogenen Wettbewerb um Qualität, Service und Preis“, klagt der GKV-Spitzenverband.

Schon zum ersten Gesetzesentwurf hatte der Ersatzkassenverband VDEK mahnend seine Stimme erhoben: Man befürchte, dass sich der Wettbewerb auf einen reinen Preiswettbewerb reduzieren wird. Innovationsbereitschaft, Qualität und Service würden dann vollständig ausgeblendet.

Damit haben die Kassen recht: Billig ist nicht immer am besten. Leider legen die Kassen diese Geisteshaltung sonst seltener an den Tag: Bei Generikarabattverträgen ist das einzige Zuschlagskriterium der günstigste Preis, das gleiche gilt für Impfstoffe und Hilfsmittel. Bei den absurdesten Retaxationen wird gerne auf das Wirtschaftlichkeitsgebot verwiesen. In der Versorgung hat das Spardiktat der Kassen immer wieder zu einem Qualitätsverlust geführt.

Genau darin liegt die Gefahr der neuen Transparenz: Wenn die Kassen immer stärker über den Beitragssatz konkurrieren, werden sie noch radikaler sparen. Das trifft die Versicherten und letztlich auch die Leistungserbringer. Vielleicht führt die Neuregelung aber auch zu einem Umdenken im GKV-Lager. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte