887 Millionen Euro Aufzahlung bei Hilfsmitteln

Kassen: Versicherte vor Mehrkosten schützen

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Berlin -

Der GKV-Spitzenverband berichtet wie schon im Vorjahr, dass rund 80 Prozent der Hilfsmittel für Kassenpatienten mehrkostenfrei sind. Beim Rest zahlten Versicherte im Schnitt 142 Euro dazu, 4,4 Prozent mehr als zuvor.

Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbands: „Der fünfte Mehrkostenbericht bestätigt einen längerfristigen und erfreulichen Trend: Vier von fünf gesetzlich Versicherten bekommen ihre Hilfsmittel mehrkostenfrei. Darüber hinaus sind auch die durchschnittlichen Mehrkosten – entgegen den allgemeinen Preissteigerungen – nur gering gestiegen und in vielen Bereichen stabil geblieben.“

Für den Bericht wurden fast 30 Millionen Hilfsmittelversorgungen mit einem Ausgabevolumen von rund 10 Milliarden Euro für das Jahr 2022 analysiert. Versicherte haben bei insgesamt rund 6,3 Millionen und somit gut 20 Prozent aller Hilfsmittelversorgungen Mehrkosten gezahlt. Die Summe aller Mehrkosten betrug etwa 887 Millionen Euro.

Die durchschnittliche Höhe lag bei 141,66 Euro, die allerdings über alle Produktgruppen hinweg eine große Spanne umfasst. So liegen die Mehrkosten für manche Hilfsmittel im niedrigen zweistelligen Bereich, während sie bei Hörhilfen, die nach wie vor auf Platz 1 stehen, mit gut 1404 Euro vierstellig sind – Hörhilfen werden laut dem Kassenverband auch über mehrere Jahre genutzt und es sind Modelle mit umfangreichen technischen Zusatzfunktionen auf dem Markt.

Immer mehr Versicherte seien mit einer mehrkostenfreien Versorgung zufrieden, so der GKV-Spitzenverband: Der Anteil der Mehrkostenfälle im Bereich der Hörhilfen sei von rund 52 Prozent im Jahr 2021 auf nunmehr rund 47 Prozent gesunken. „Bei Hörhilfen ist der Anteil der Mehrkostenfälle gesunken – das ist eine positive Entwicklung und zeigt, dass mehr Versicherte mit den Hilfsmittel-Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung zufrieden sind.“

Ein solcher Effekt finde aber nicht in allen Hilfsmittelbereichen statt. „Es bleibt daher wichtig, dass die Versicherten eine informierte und unbeeinflusste Entscheidung darüber treffen können, ob sie ein Produkt mit oder ohne Mehrkosten wollen. Wir fordern daher, dass Leistungserbringende ihrer Pflicht nachkommen, umfassend zu Mehrkosten aufzuklären.“

Die Kassen warnen, dass Versicherte von den Leistungserbringern zu teureren, übermäßigen Versorgungen gedrängt oder unzureichend über ihren Leistungsanspruch beraten würden. Daher sei mehr Transparenz über die Gründe erforderlich, warum die Versicherten eine Mehrkostenversorgung gewählt haben. Hierzu fehlten weiterhin qualitative Daten, für die es gegenwärtig keine gesetzliche Grundlage gebe.

Noch in diesem Jahr wolle das Bundesgesundheitsministerium (BMG) Grundzüge einer Reform der Hilfsmittelversorgung erarbeiten. Der GKV-Spitzenverband will sich vor diesem Hintergrund für gesetzliche Regelungen starkmachen, die Versicherte vor ungerechtfertigten Mehrkosten schützen.

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