Hilfsmittelversorgung

Apotheker: Windel-Sonderpreise statt Knebelvertrag

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Berlin -

Die Techniker Krankenkasse (TK) zahlt seit Februar nur noch 15,50 Euro netto im Monat für aufsaugende Inkontinenzhilfen, die Knappschaft will ihre Pauschale ab Juni auf 15 Euro senken. Apotheker Dr. Karsten Flau wollte das Spardiktat der Kassen nicht mehr akzeptieren. Der Inhaber der Elefanten-Apotheke in Köln will diesen Verträgen nicht mehr beitreten. Stattdessen gewährt er seinen Kunden Sonderpreise auf hochwertige Inkontinenzprodukte.

Aus Sicht von Flau sind die Pauschalen unrealistisch: „Eine Grundversorgung ohne Aufzahlung ist nicht mehr drin“, sagt er. Es sei für die Apotheken inzwischen unmöglich geworden, die Produkte so günstig einzukaufen, dass die Kosten gedeckt würden. Lediglich bei leichten Formen der Inkontinenz gebe es noch Lösungen.

Patienten mit schwerer Inkontinenz werden hingegen zunehmend zur Herausforderung für Apotheken. „Drei Windelhosen am Tag – das wäre die wirtschaftliche Grundversorgung bei einer schweren Inkontinenz“, so Flau. „Aber das ist nicht sehr angenehm, realistisch sind mindestens vier oder fünf Hosen. Aber das schafft man selbst mit einem günstigen Einkauf nicht.“

Und Flau hat es lange versucht: Bisherigen Hilfsmittelverträgen zu Inkontinenzprodukten ist er stets beigetreten und konnte damit sogar Kunden von anderen Apotheken gewinnen. Beim Hersteller TZMO handelte er gute Preise für die Seni-Produkte aus, deren Qualität ihn überzeugte. Allerdings sei der Anbieter inzwischen durch die vielen Direktbestellungen aus Apotheken überlastet und er müsse wieder über den Großhandel bestellen – mit geringeren Rabatten.

Das Problem: Wenn eine Apotheke dem Vertrag beitritt, ist sie zur Lieferung verpflichtet – auch bei Patienten mit schwerer Inkontinenz. „Mir ist kein Hersteller bekannt, der das so günstig macht, und man kann es auch nicht mehr quersubventionieren.“ Flau hatte keine Lust, draufzuzahlen, wollte aber auch seine Kunden versorgen. Deshalb suchte er nach einem Kompromiss und entschied sich dafür, dem Vertrag nicht beizutreten. Seinen Kunden versucht er, mit besonders günstigen Preisen entgegenzukommen.

Flau wirbt außerdem mit dem besonderen Service der Apotheke: persönlicher Beratung, Hilfe bei akuten Problemen und der Versorgung vor Ort. „Viele Kunden mögen es nicht, wenn sie einmal im Quartal Riesen-Pakete bekommen“, berichtet er. Einige Patienten, die inzwischen von anderen Anbietern versorgt würden, sagten, dass sie lieber bei ihm geblieben wären.

Die Resonanz auf die Aktion ist unterschiedlich. Eine Familie beispielsweise kaufe schon lange bei ihm ein und habe auf die alte Pauschale der TK jeden Monat 55 Euro draufzahlen müssen. Jetzt kaufe sie die Produkte selbst und zahle 65 Euro. „Das ist eine sehr knappe Kalkulation, aber ich zahle zumindest nicht drauf“, so Flau. Andere Kunden würden es hingegen nicht einsehen, für ihre Inkontinenzversorgung etwas zuzuzahlen.

Dass die Krankenkassen von seiner Entscheidung sogar profitieren, weil sie nun gar nichts mehr zahlen müssen, ist für Flau ein „notwendiges Übel“. „Aber für 15 Euro geht es nicht, entweder versorge ich dann gar nicht, oder eben auf diese Weise“, sagt er.

Seine Aktion will er als offenes Angebot an die Kunden verstanden wissen. „Man muss den Krankenkassen die rote Karte zeigen, auch auf die Gefahr hin, dass man ihnen sogar was Gutes tut“, meint er. Er hofft, dass die Politik aktiv wird.

Aus Sicht von Flau sind Pauschalen grundsätzlich nicht die beste Lösung für die Hilfsmittelversorgung. Er würde eine Rückkehr zu Festbeträgen favorisieren, wie sie auch einzelne Krankenkassen noch zahlten: „Wenn der Patient mehr braucht, dann sollte er auch mehr bekommen“, findet der Apotheker.

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