EU-Zulassungsbehörde

EMA-Chef wird Pharmaberater

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Der ehemalige Chef der europäischen Arzneimittelagentur EMA, Thomas Lönngren, steht unter Druck: EU-Parlamentarier und Verbraucherorganisationen kritisieren den schnellen Wechsel des Schweden von der EU-Behörde in die Pharmalobby. Lönngren hatte die EMA zum Jahreswechsel verlassen und arbeitet jetzt unter anderem als Berater für Pharmafirmen.

Lönngren war von 2001 bis Ende 2010 Direktor der EMA. Ende Januar gab der australische Hersteller CBio den Eintritt Lönngrens in den Aufsichtsrat bekannt und sprach von einem Coup. Laut Mitteilung ist Lönngren auch beratend für den schwedischen Hersteller Novo Nordisk sowie für die NDA tätig. Letztere ist eine Beraterfirma mit Sitz in Großbritannien, Deutschland und Schweden, die Pharmafirmen bei der Zulassung ihrer Produkte hilft.

Die liberalen EU-Abgeordneten Corinne Lepage und Antonyia Parvanova sahen in den neuen Tätigkeiten des ausgeschiedenen EMA-Chefs einen Interessenskonflikt und schrieben Mitte Februar an die EU-Kommission. „Es ist erstaunlich, dass Herr Lönngren so kurz nach der Niederlegung seines Amtes bei der EMA in eben jenem Sektor tätig ist, mit dem er bei der Behörde dienstlich befasst war.“

Die Parlamentarier wollen wissen, ob die EMA und die EU-Kommission über die neuen Beschäftigungsverhältnisse informiert worden seien und ob es gegebenenfalls Auflagen gebe.


Am 29. Dezember 2010 hatte Lönngren die Arzneimittelagentur darüber informiert, dass er künftig als Berater tätig sein werde. Mitte Januar erklärte er sich erneut gegenüber der EMA: Er werde seine 30-jährige Erfahrung in der Pharmabranche nutzen und in dem Sektor beratend tätig sein.

„Ich bin mir meinen Auflagen und Verpflichtungen gegenüber der EMA sehr bewusst und kann Ihnen versichern, dass es in meiner neuen Position keinen Interessenskonflikt, keinen Bruch der Verhaltensregeln oder anderer mir vertraglich obliegender Verpflichtungen als ausscheidender Mitarbeiter der EMA geben wird“, schrieb Lönngren. Die Behörde antwortete kurz darauf, sie habe keine Bedenken gegenüber diesen Tätigkeiten.

In der Öffentlichkeit regt sich dagegen weiter Widerstand. Ein Zusammenschluss von fünf Lobbygruppen (Beuc, Alter-EU, EPHA, HAI und ISDB) hat einen offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar John Dalli geschrieben. Die Verbraucherschützer kritisieren, dass Lönngren die vorgesehene „Abkühlphase“ vor seinem Wechsel von einer EU-Behörde in die freie Wirtschaft nicht eingehalten habe. Der EMA werfen die Lobbygruppen vor, nicht genauer nach Lönngrens neuen Tätigkeiten gefragt zu haben. Zwischenzeitlich soll der ausgeschiedene EMA-Chef weitere Erklärungen über seine neuen Tätigkeiten nachgereicht haben.

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