Porträt

Die Protestapotheker

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Berlin -

Apotheker Dr. Ingo Dramburg ist um die Zukunft seines Berufsstandes besorgt. Mit verschiedenen Aktionen versucht er gemeinsam mit Kollegen, die Politik wachzurütteln. Zuletzt hatte er sich in die Debatte um die geplante Honoraranpassung mit der Forderung nach Streiks und Mittwochsdemos eingebracht. „Die Prognose für die Apotheker ist schlecht. Deshalb ist es mir so wichtig, Stimmung zu machen“, betont Dramburg. Um dem Nachdruck zu verleihen, hat er Anfang des Jahres das Internetforum „Apothekerprotest“ ins Leben gerufen.

 

„Das AMNOG war ein Beweggrund, das Forum zu gründen“, erinnert sich der Inhaber der Exter Apotheke in Extertal. Als er dann noch aus einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC erfahren habe, dass die Apotheker mehrheitlich zu einem Streik bereit wären, sei er aktiv geworden und habe das Forum „Apothekerprotest“ gegründet.

Zu dem Streik ist es zwar bislang nicht gekommen, doch Dramburg will die Mitglieder weiterhin informieren und mobilisieren: „Ich versuche, im Forum Kommentare und Aktionen anzustoßen“, sagt der Apotheker. Zu den ersten Maßnahmen gehörte eine symbolische Todesanzeige, die er in einem Anzeigenblatt veröffentlichte. Der Nachruf sollte auf die „kleine Apotheke um die Ecke“ aufmerksam machen, die „Sparzwänge, Rabattwahn und Retaxirrsinn“ nicht überlebt hatte.

Im März hatte „Apothekerprotest“ zur Kundgebung vor dem Bundesrat aufgerufen. Allerdings waren nur rund 20 Apotheker nach Berlin gekommen. „Wir haben schon einige Aktionen gemacht, aber Demos und Kundgebungen sind schwierig zu organisieren“, gibt Dramburg zu. „Aktuell bereiten wir den Apothekertag vor“, sagt Dramburg. Doch auch das geplante Fixhonorar von 8,35 Euro sei ein großes Thema.

 

 

Teilweise organisieren auch einzelne Mitglieder eigenen lokale Aktionen. Am „Tag der Apotheke“ hatte der Apotheker Gunnar Müller beispielsweise seine Apotheke in Detmold geschlossen und mit Kollegen in der Innenstadt protestiert.

Gestartet war „Apothekerprotest“ mit viel Elan: Allein in der ersten Woche meldeten sich 100 Mitglieder an. Bis heute haben sich rund 460 Mitglieder registriert, wirklich aktiv sind den Betreibern zufolge allerdings nur etwa 10 Prozent.

„Wir hätten am Anfang noch stärker versuchen sollen, mehr Mitglieder zu gewinnen“, räumt Dramburg ein. Aber: „Wir brauchen Aktionen, die funktionieren und nicht riesige Mitgliederzahlen.“ Vielleicht wird die Forderung Dramburgs nach Streiks nun wegen der Debatte um die Honoraranpassung erhört.

 

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