Das K-Dilemma der CDU Lothar Klein, 19.02.2020 12:27 Uhr
Berlin - Die CDU sucht ihren neuen Superstar. Angela Merkel sitzt zwar noch im Kanzleramt. Aber längst wird auf offener Bühne nicht nur ein neuer CDU-Vorsitzender, sondern auch ein tauglicher Kanzlerkandidat für die Union gecastet. Das ist neu und einzigartig. Niemals zuvor suchten die Kanzlerparteien CDU und CSU einen Nachfolger für einen amtierenden Regierungschef. Inzwischen sind vier Kandidaten im Rennen – und CSU-Chef Markus Söder mischt auch noch mit. Das macht die Sache kompliziert – auch deshalb, weil es in der Union für die Klärung der K-Frage kein festgelegtes Verfahren gibt. Eine kommentierende Analyse von Lothar Klein.
Nicht zuletzt deshalb war es möglich, dass Überraschungskandidat Norbert Röttgen gestern seine drei inoffiziellen Mitbewerber Friedrich Merz, Armin Laschet und Jens Spahn kalt erwischte. Der einst in Merkels Kabinett als „Muttis Klügster“ bekannte CDU-Mann zwingt die übrigen drei Bewerber jetzt aus der Deckung. Heute setzt sich das von Noch-Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) geleitete Casting fort. Zum Frühstück erschien Röttgen in der CDU-Zentrale, später folgen Armin Laschet und Jens Spahn. Schon gestern sprach AKK eine Stunde lang mit Friedrich Merz. Eines aber hat Röttgen bereits verhindert: Das ein neues CDU-Führungsteam im Hinterzimmer ausgekegelt wird.
Auch eine Mitgliederbefragung scheint nicht mehr ausgeschlossen: „Ich bin auch optimistisch, dass die Meinung in der Partei, in der ganzen Breite der Partei, sich immer mehr so durchsetzt, dass das keine Lösung hinter verschlossenen Türen sein kann“, sagte Röttgen nach seinem Treffen mit AKK. Röttgen sprach von einem guten und freundlichen Gespräch mit Kramp-Karrenbauer, „weil wir beide seit langem in freundlicher Verbindung stehen“. Über Details wolle er nicht berichten, habe aber in der Öffentlichkeit wie in Gesprächen nur eine Botschaft: „Es geht um mehr jetzt, als um eine reine Personalentscheidung. Es geht um eine inhaltliche Positionsbestimmung für die Zukunft der CDU. Und die muss offen erfolgen und nicht hinter verschlossenen Türen.“
Röttgen erwartet, dass demnächst weitere mögliche Kandidaten aus der Deckung kommen und öffentlich ihre Kandidatur erklären. Er sei kein Kandidat unter Konditionen oder Bedingungen, sondern stehe für seine Überzeugungen ein. „Ich nehme mal an, dass andere das jetzt dann bald für sich auch entscheiden und der Partei mitteilen“, sagte Röttgen. „Ich finde, man muss auch wissen für sich, ob man nun einsteht für die Zukunft der CDU oder ob es da Bedingungen gibt.“
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