Visavia-Projekt

Apotheker wollen Erklärung von Dreyer

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Berlin -

In Rheinland-Pfalz sorgt ein Pilotprojekt mit dem Abgabeterminal Visavia für Spannungen zwischen dem Apothekerverband und dem Gesundheitsministerium. Die Apotheker fühlen sich von Ministerin Malu Dreyer (SPD) übergangen. Diese unterstützt einen Feldversuch des Automatenherstellers Rowa mit zunächst vier Apotheken, an denen Visavia bis 2013 getestet werden soll.

Der Vorsitzende des Apothekerverbandes Rheinland-Pfalz, Theo Hasse, hat in einem Schreiben an die Ministerin seinen Unmut darüber zum Ausdruck gebracht, dass er erst aus der Presse von dem Projekt erfahren hat. Hasse will vom Ministerium auch wissen, welche Fakten die Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG), Abgabeterminals zu verbieten, außer Kraft gesetzt hätten. Die Leipziger Richter hatten das Abgabeterminal im Jahr 2010 weitgehend verboten.

Hasse weist auch auf die Novelle der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) hin, mit der die Vorgaben für die Abgabe von Arzneimitteln verschärft worden seien. Deshalb sei es für ihn schlichtweg nicht nachvollziehbar, dass die Ministerin nun einen Probelauf mit einem „Selbstbedienungsautomaten“ initiiere. Hasse weist in seinem Brief auch darauf hin, dass über Visavia weder Rezepturen noch Großpackungen oder Betäubungsmittel abgegeben werden könnten. Auch die Demonstration des korrekten Gebrauchs eines Asthmasprays über die Videoschaltung kann sich der Verbandschef schlecht vorstellen.

Das Ministerium will mit dem Projekt nach eigenen Angaben nach Wegen suchen, um die Medikamentenversorgung gerade im ländlichen Raum zu verbessern. Aus Sicht des Apothekerverbands ist an den ausgewählten Standorten jedoch keine Mangelversorgung zu erkennen. Die Testapotheken liegen in den Orten Daun, Osthofen, Bodenheim und Haßloch.

Hasse hat auch Zweifel, ob die Abgabeterminals eine Lösung für die Versorgung auf dem Land bieten: Apotheken in diesen Gegenden könnten sich solche Investitionen schon aus wirtschaftlichen Gründen gar nicht leisten, so der Verbandschef. Neben den Anschaffungskosten verursache das Terminal auch erhebliche Betriebskosten, die nur bei einer bestimmten Nutzungsfrequenz kostendeckend sein könnten. Dreyer soll sich gegenüber dem Apothekerverband erklären.

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