Dialog zwischen Apotheken und Politikern

Gespräch mit Kippels: Apotheker fordern Politikwechsel

, Uhr
Berlin -

Der Unionsabgeordnete Gunther Krichbaum lud vergangene Woche zu einer Online-Veranstaltung in seinem Wahlkreis Pforzheim in Baden-Württemberg ein und holte sich Verstärkung von Dr. Georg Kippels, Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für das Apothekenwesen. Initiatoren des Gesprächs waren die Pforzheimer Apothekerin Stephanie Isensee, die mit ihrem Mann Holger eine Apotheke in der Pforzheimer Innenstadt betreibt, sowie Apotheker Christian Kraus, Beirat des Landesapothekerverbands.

„Die Apotheken spielen die Hauptrolle bei der wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln. Aber weil es seit etwa 20 Jahren keine nennenswerten Erhöhungen der Honorare gegeben hat, stehen viele Apotheken entgegen der landläufigen Meinung wirtschaftlich vor dem Aus“, erklärt Isensee. Allein im vergangenen Jahr haben über 500 Betriebe ihre Türen für immer schließen müssen. Alle 17 Stunden verschwinde eine Apotheke in Deutschland von der Bildfläche. Grund für die Schließungswelle seien die Kostensteigerungen der letzten Jahre, insbesondere die hohen Energiepreise und gestiegenen Gehälter der Mitarbeiter:innen.

Das Nachsehen hätten die Patient:innen, denn nur Vor-Ort-Apotheken könnten Not und Nachtdienste bieten und innerhalb weniger Stunden dringend notwendige Medikamente bereitstellen. Dieser Service sei, insbesondere angesichts der vielen Lieferengpässe, durch reine Online-Apotheken nicht ersetzbar, betonte Isensee. Zudem seien nur wirtschaftlich starke Apotheken in der Lage, zusätzliche Aufgaben, wie pharmazeutische Dienstleistungen (pDL), zu übernehmen, mit denen die Arztpraxen entlastet werden könnten.

Voraussetzung: Honoraranpassung

In vielen Punkten seien sich die Unions-Politiker sowie die Apothekerinnen, Apotheker und PTA bei dem Gespräch einig gewesen sein. Dazu gehört die Forderung nach einer zeitnahen und auskömmlichen Honoraranpassung, die automatisch an die Lebenshaltungskosten gekoppelt und jährlich dynamisiert werden muss. Auch ein Bürokratieabbau wurde gefordert, um Ressourcen zu schonen – etwa bei der Hilfsmittelversorgung oder bei Lieferengpässen.

Wenn die wirtschaftliche Basis durch solche Maßnahmen gesichert ist, könnten Apotheken zusätzliche Aufgaben übernehmen, um das überlastete Gesundheitswesen niedrigschwellig zu entlasten, wie etwa Impfen oder weitere pharmazeutische Dienstleistungen (pDL). Auch die Apotheke ohne Apotheker lehnten die beiden Politiker erneut ab. Außerdem sei die Situation unhaltbar, dass Krankenkassen mit ausländischen Versandapotheken abrechnen könnten, die sich nachweislich nicht an deutsche Vorschriften hielten.

Wechsel in der Politik

Bei dem Online-Gespräch mit den CDU-Politikern sei es zu einem fruchtbaren Austausch zu einer Vielzahl von Themen gekommen, berichtet die Apothekerin. „Der Dialog zwischen den Apotheken und der Politik ist außerordentlich wichtig, damit die Erfahrungen vor Ort aus dem Alltag in die politischen Prozesse in Berlin eingebracht werden können“, erklärt Isensee. Ein Politikwechsel sei nötig, um die Pläne des SPD-geführten Gesundheitsministeriums (BMG) von Apotheken ohne Apotheker zu verhindern. Durch solche Maßnahmen würde sich die Versorgungsqualität dramatisch verschlechtern, warnt sie.

„Leider wurde in den letzten Jahren nicht auf uns gehört, deshalb waren die Apotheken bundesweit auch zu Streikaktionen gezwungen.“ Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe nie auf ein Miteinander von Politik, Krankenkassen und Leistungserbringern gesetzt, sondern stets einseitig zugunsten der Kassen und ausländischer Versender agiert. „Unser dringender Wunsch ist, dass sich das mit der nächsten Bundesregierung ändert“, so Isensee abschließend. Eine Weiterführung der Gespräche nach der Bundestagswahl sei angekündigt worden.

Guter Journalismus ist unbezahlbar.
Jetzt bei APOTHEKE ADHOC plus anmelden, für 0 Euro.
Melden Sie sich kostenfrei an und
lesen Sie weiter.
Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Last-minute-Deal für Hausärzte
Entbudgetierung: Bundesrat gibt grünes Licht
Video-Interview Christian Lindner (FDP)
Freie Berufe: „Qualifizierte Berufe verdienen Schutz“
Podcast NUR MAL SO ZUM WISSEN
Vermisst: Gesundheitspolitik im Wahlkampf!
Mehr aus Ressort
Mehr Geld für Verbändetochter
Gedisa: Bayern beschließt Sonderumlage
Verbändetochter braucht mehr Geld
Gedisa-Revolte in Bayern