Lobbyismus

AOK-Chef: Im Winter kommen die Apotheker

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Berlin -

Aus Sicht von Jürgen Graalmann, Chef des AOK-Bundesverbandes, ist das deutsche Gesundheitswesen zu anfällig für Lobbyismus: In einem Interview mit der Welt stellt Graalmann klar, dass er sich insbesondere an den Forderungen der Apotheker nach einer Notdienstpauschale stört. Der Verbandschef moniert zudem, dass die Politik gerade in den Wahljahren immer wieder Geschenke verteile.

Aus Graalmanns Sicht steckt hinter dem Lobbyismus im Gesundheitswesen ein erkennbares System: „Es ist immer dasselbe Lied. Im Gesundheitswesen fordern alle Akteure reihum mehr Geld. Im Herbst kommen immer die Ärzte, im Winter die Apotheker, im Frühling die Krankenhäuser und im Sommer die Pharmaindustrie.“

Besonders schlimm ist es aus Graalmanns Sicht in den Wahljahren: „Für Politiker ist es verlockend, sich mit Wahlgeschenken Ruhe an der Gesundheitsfront zu verschaffen.“

Der AOK-Chef fordert Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) daher auf „standhaft“ zu bleiben, weil die Rücklagen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nach der Bundestagswahl gebraucht würden.

Graalmann warnt zudem vor einem Domino-Effekt, der durch Zugeständnisse der Politik entstehen kann. Als Beispiel nennt der die Notdienstpauschale: „Wenn eine Lobbygruppe erst einmal mit einer Argumentation durchgedrungen ist, ahmen die anderen das sofort nach. Nachdem es nun ein Gesetz für Landärzte gibt, wollen auch die Apotheker und Kliniken auf dem Land mehr Geld.“

Vielmehr sollten die Player im Gesundheitswesen eine Lösung in der Selbstverwaltung suchen und den Verhandlungsweg nutzen, „als nach der Politik zu rufen“. Und weiter zu den PR-Aktionen der Kliniken: „Diese Kampagnen sind gefährlich, weil sie den Weg für ein staatlich geführtes zentralistisches Gesundheitswesen ebnen.“

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