Kommentar

Abgeschöpft und ausgesaugt

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Die schlechten Nachrichten für die Apotheken reißen nicht ab. Mit der Novelle der Apothekenbetriebsordnung drohen aufwändige (und mitunter kostspielige) neue Vorgaben, der Kassenabschlag gerät immer mehr zur unendlichen Geschichte, auch die PKV zeigt Begehrlichkeiten. Beim Pick-up-Verbot zieht die Regierung zurück, und jetzt sollen über den Großhandelsabschlag auch noch die Rabatte abgeschöpft werden. Die Apotheken sind dran.

Abschöpfen - das ist der im BMG gängige Ausdruck für diese Sparmaßnahme. Klingt eigentlich ganz harmlos, denn es schwingt etwas von Überfluss mit und von „Beitrag leisten“ in der Krise. In Wahrheit wird ein laufendes System auf den Kopf gestellt. Dass bei einer solchen Reform - immerhin die zweite Kostendämpfungsrunde der verhinderten Systemreformer - mit herben Einschnitten zu rechnen ist, dürfte jedem klar sein.

Die CDU hatte 400 Millionen Euro Einsparungen in ihr Papier geschrieben. Das wären mehr als 18.000 Euro pro Apotheke, oder rund 9300 Euro, wenn man die Belastung auf Großhandel und Apotheken verteilt. Eine Erhöhung des Kassenabschlags von 1,75 Euro auf 2,10 Euro würde pro Apotheke einen Rohertragsverlust in vergleichbarer Höhe bedeuten. Das klingt eher nach aussaugen als nach abschöpfen. Aber den Witz AMOK statt AMNOG kann man im BMG schon nicht mehr hören.

Bitter ist es auch für die Großhändler. Sie haben hartnäckig für ihre Fixpauschale gekämpft - und drohen jetzt gleich mit unter die Räder zu geraten. 93 Cent mit 3 Prozent Aufschlag hatte der Phagro als kostenneutrale Lösung für eine Umstellung seines Honorars vorgeschlagen. Vielleicht war es einfach keine gute Idee, mitten in einer Spardebatte ein anderes Vergütungsmodell einzufordern.

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