Muskelrelaxantien

Vorhang auf für Pridinol

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Berlin -

Zweite Chance für Pridinol: Schneller als gedacht kommt Myopridin 3 mg Tabletten auf den Markt. Schien die Einführung wegen der Übernahme von Strathmann durch Dermapharm zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben, kommt das Produkt im März in die Apotheken – und könnte für Spannungen im umkämpften Markt der Muskelrelaxantien sorgen.

Myopridin 3 mg Tabletten hat im Dezember die Zulassung erhalten und wird zum 15. März bei der Informationsstelle für Arzneispezialitäten (IFA) gelistet. „Wir freuen uns sehr, dass dies doch noch so zeitnahe geklappt hat“, teilt das Unternehmen mit. Dermapharm wird das Muskelrelaxans auf dem Palliativ- und Schmerzkongress, der im März in Frankfurt stattfindet, vorstellen.

Dabei ist Pridinol ein bekannter Wirkstoff, der aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurde. Der Arzneistoff kam 1998 als Myoson direkt (Strathmann) auf den Markt. Das zentral wirksame Muskelrelaxans war als fiktiv zugelassenes Arzneimittel jedoch nicht erstattungsfähig und verlor mehr und mehr an Bedeutung. Im August 2016 wurde das Arzneimittel schließlich vom Markt genommen. Da sich die Nachzulassung als Kampf mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erwies, beantragte das Unternehmen parallel eine Neuzulassung für den Wirkstoff. Mit 3 mg Pridinol enthält Myopridin wie der Vorgänger 4 mg Pridinolmesilat.

Das Arzneimittel ist zur Behandlung von zentralen und peripheren Muskelspasmen, Lumbalgie, Torticollis sowie allgemeinen Muskelschmerzen bei Erwachsenen indiziert. Empfohlen werden dreimal täglich 1,5 bis 3 mg Wirkstoff, die unzerkaut und mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden. Myopridin kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden, der Wirkeintritt ist jedoch bei nüchterner Einnahme beschleunigt.

Myopridin kann den Markt der Muskelrelaxantien aufmischen und dem Marktführer Methocarbamol Konkurrenz machen. Der Platzhirsch ist laut Arzneimittelverordnungsreport mit etwa 19 Millionen Tagesdosen (DDD) im Jahr 2016 das am häufigsten verordnete Muskelrelaxans. Allein 18,6 Millionen DDD entfielen auf Platzhirsch Ortoton (Recordati), der restliche Anteil geht an DoloVisano (Dr. Kade), das seit März 2016 als Generikum rehabilitiert wurde. Seit Oktober mischt nun auch noch Methocarbamol Neuraxpharm mit.

Auch das Chinin-haltige Limptar, das die Mitbewerber in puncto Wachstum in den Schatten stellte, bekommt einen Rivalen. Wurden 2015 nur etwa 7 Millionen DDD verordnet, waren es 2016 nach dem Rx-Switch bereits 15 Millionen – ein Plus von etwa 108 Prozent. Auch Pridinol kann zur Behandlung von nächtlichen Wadenkrämpfen eingesetzt werden. Betroffene nehmen dazu ein bis zwei Tabletten vor dem Schlafengehen ein.

Pridinol löst Muskelkrämpfe verschiedener Ursachen, auch Wadenkrämpfe und Halsmuskelverspannungen können gemindert werden. Die Substanz blockiert Acetylcholin-Rezeptoren in Gehirn und Rückenmark somit bleiben Impulse an die glatte und quergestreifte Muskulatur aus und die Muskelkontraktion wird verhindert – die Muskelspannung sinkt.

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