Antivirale Therapie

Studie: Vidofludimus gegen Post-Covid

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Berlin -

Vidofludimus-Calcium ist ein Immunmodulator, der seit 2021 zur Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) erforscht wird. In dieser Woche wurde in Frankfurt am Main eine weitere Studie gestartet, die den Wirkstoff als neuen Behandlungsansatz für das Post-Covid-Syndrom (PCS) untersucht.

Die Rapid_Revive-Studie („Randomized Adaptive Assessment of Post Covid Syndrome Treatments Reducing Inflammatory Activity in Patients with Post Covid Syndrome“) untersucht neue PCS-Behandlungsmöglichkeiten. Während sich laut WHO die Mehrheit der Covid-19-Patienten vollständig erholt, leiden einige nach der Infektion unter Langzeitfolgen. Dazu gehören ausgeprägte Fatigue, Kurzatmigkeit und kognitive Beeinträchtigungen, wenn Symptome mindestens drei Monate nach der Infektion bestehen und mindestens zwei Monate andauern, ohne durch andere Diagnosen erklärt werden zu können.

Die Studie, gesponsert von der Goethe-Universität Frankfurt und finanziert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), ist eine adaptive, randomisierte, placebokontrollierte und doppelblinde Phase-2-Untersuchung. Sie wird im Rahmen des Projekts „Napkon Therapeutische Interventionsplattform“ (Napkon-TIP) durchgeführt, das Teil des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) ist und die notwendige Infrastruktur für klinische Covid-19-Forschung bereitstellt. Die Studie umfasst 376 Patient:innen an elf Standorten und richtet sich an Personen ab 18 Jahren mit seit mehr als 12 Wochen bestehenden Post-Covid-Symptomen. Den Studienstart machte Frankfurt.

Studienbedingungen und -ziele

Im Rahmen der Studie wird die Veränderung der körperlichen Funktionen der Teilnehmer:innen untersucht. Hierbei werden durch Fragebögen und Tests zu verschiedenen Zeitpunkten Daten zu allgemeiner geistiger und körperlicher Gesundheit sowie spezifischen Aspekten wie Fatigue, kognitiven Funktionen, psychischen Beeinträchtigungen, Atemnot und körperlicher Belastbarkeit erfasst. Die Studie zielt auch darauf ab, prognostische Biomarker zu identifizieren, um individuelle Behandlungsstrategien für die Langzeitfolgen von Covid-19 entwickeln zu können.

Die Studie, unter der Leitung der Infektiologie des Universitätsklinikums Frankfurt gestartet, randomisiert die Teilnehmer:innen in zwei Gruppen: eine erhält den Wirkstoff Vidofludimus-Calcium, die andere ein Placebo. Die Proband:innen und das medizinische Personal sind verblindet, um Verzerrungen zu vermeiden.

Die Untersuchung dauert etwa drei Monate und umfasst fünf persönliche Besuche im Prüfzentrum. Während der Studiendauer nehmen die Teilnehmer 56 Tage lang täglich eine Tablette ein. Zwei Wochen nach Beginn der Behandlung erfolgt ein Video-Telefonat zur Verlaufskontrolle. Weitere persönliche Untersuchungen finden nach vier und acht Wochen statt, mit ärztlichen Kontrollen, Blut- und Stuhlprobenentnahmen sowie der Ausgabe der Studienmedikation. Ein abschließendes Video-Telefonat erfolgt vier Wochen nach der letzten Tabletteneinnahme, um die Ergebnisse zu besprechen.

Wirkmechanismus

Vidofludimus-Calcium ist ein Immunmodulator, der derzeit auch zur Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) erforscht wird. Er wirkt, indem er das Enzym Dihydroorotat-Dehydrogenase (DHODH) hemmt. Dieses Enzym spielt eine entscheidende Rolle bei der Synthese von Pyrimidin-Nukleotiden, die für die DNA- und RNA-Synthese sowie die Zellteilung notwendig sind. Durch die Hemmung von DHODH reduziert Vidofludimus-Calcium die Produktion dieser wichtigen Nukleotide.

Die verringerte Verfügbarkeit von Pyrimidinen führt zu einer eingeschränkten Vermehrung und Aktivität von T-Zellen, die eine zentrale Rolle bei Entzündungsprozessen und autoimmunen Reaktionen spielen. Diese Wirkung hilft, übermäßige Immunreaktionen zu modulieren und die Entzündung im Körper zu reduzieren.

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