Geringere Insulinsensitivität

Spätes Essen fördert Diabetes und Übergewicht

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Berlin -

Wie beeinflusst der Zeitpunkt der Mahlzeiten den Blutzucker und das Diabetesrisiko? Obwohl bekannt ist, dass die innere Uhr den Stoffwechsel beeinflusst, wurde bisher wenig darüber geforscht. Neue Studienergebnisse belegen: Spätere Essenszeiten im Vergleich zur inneren Uhr einer Person stehen mit einer geringeren Insulinsensitivität in Zusammenhang und werden durch genetische Faktoren beeinflusst.

Menschen, die später essen – also nicht im Einklang mit ihrer inneren Uhr –, haben oft eine schlechtere Insulinempfindlichkeit. Würde der Großteil der Kalorien früher am Tag gegessen, könnte der Blutzucker besser reguliert werden. Allerdings spielen auch die Gene eine Rolle: Sie könnten beeinflussen, wie gut jemand solche Änderungen umsetzen kann und wie stark sie wirken. Das fanden Forscher:innen der Universität Lübeck heraus. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht.

Für die Analyse wurden bei 92 erwachsenen Zwillingen glykämische Parameter mithilfe eines oralen Glukosetoleranztests erfasst. Angaben zu den Essgewohnheiten wie dem Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme, die tägliche Kalorienverteilung und die Häufigkeit der Mahlzeiten wurden anhand von fünftägigen Ernährungsprotokollen ausgewertet. Der Kalorienmittelpunkt wurde als der Zeitpunkt definiert, an dem 50 Prozent der täglichen Kalorienzufuhr erreicht waren. Der zirkadiane Zeitpunkt des Essens wurde als Zeitabstand zwischen der Mahlzeit und dem korrigierten Schlafmittelpunkt (einem Chronotyp-Marker) berechnet. Die Erblichkeit der Essgewohnheiten wurde anhand der Ähnlichkeiten zwischen eineiigen und zweieiigen Zwillingspaaren sowie mittels genetischer Strukturgleichungsmodelle geschätzt.

Späte Kalorienzufuhr ist ungesund

Von allen untersuchten Parametern zeigte der zirkadiane Zeitpunkt des Kalorienmittelpunkts (CCM) die stärksten Zusammenhänge. Ein späterer CCM war signifikant mit einer schlechteren Insulinsensitivität assoziiert, sowie mit höheren Nüchterninsulinwerten, selbst nach Anpassung des Modells um Geschlecht, Alter, tägliche Energiezufuhr und Schlafdauer. Ein späterer CCM war zudem deutlich mit einem höheren BMI und größerem Taillenumfang verbunden. Alle untersuchten Essenszeit-Parameter wiesen eine hohe bis mittlere Erblichkeit auf und standen in engem Zusammenhang mit der individuellen Schlafenszeit.

Fazit: Eine Verlagerung der Hauptkalorienaufnahme auf frühere zirkadiane Zeiten könnte den Glukosestoffwechsel verbessern, so die Forschenden. Nicht jeder Mensch reagiere jedoch gleich auf Essenszeitpläne, das könnte an genetischen Anlagen liegen. Die Ergebnisse sollten in einer größeren Kohorte weiter untersucht werden.

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