Verschreibungspflicht

Pseudoephedrin/Ibuprofen für die Sichtwahl

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Berlin -

Analgetika mit der Wirkstoffkombination Pseudoephedrin/Ibuprofen könnten künftig auch in Deutschland als OTC-Produkte auf den Markt kommen: Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht empfiehlt dem Bundesgesundheitsministerium, die Selbstmedikation bis zu einer Tagesdosierung von 1200 Milligramm Ibuprofen und 180 Milligramm Pseudoephedrin zu erlauben. Auch Imigran nasal und Tiorfan kommen womöglich in die Sichtwahl.

 

Erst im Mai 2011 war Pseudoephedrin ab einer Packungsgröße von mehr als 720 Milligramm der Verschreibungspflicht unterstellt worden. Hintergrund war die missbräuchliche Verwendung des Sympathomimetikums zur Herstellung der Modedroge Crystal (Metamfetamin). McNeil/Johnson & Johnson hatte daraufhin kleinere Packungen eingeführt.

Folgt das BMG der Empfehlung, könnte zunächst Pfizer das Produkt Spalt effekt auf den Markt bringen. Das Kombipräparat, für das der Konzern bereits die Zulassung in der Tasche hat, enthält 200 mg Ibuprofen und 30 mg Pseudoephedrin je Tablette. Erlaubt wären also Einheiten mit bis zu sechs Stück. Allerdings hat der Konzern nach Angaben eines Sprechers derzeit keine Pläne für eine Markteinführung.

In anderen Ländern gibt es die Kombination bereits: In Österreich etwa hat Pfizer Rhinadvil im Sortiment, in Großbritannien gibt es unter anderem „Nurofen cold and flu“ von Reckitt Benckiser. Beide Hersteller wollten sich bislang nicht zu ihren Plänen für den deutschen Markt äußern.

 

 

Ebenfalls in die Sichtwahl einziehen könnte das Migränemittel Imigran nasal (GlaxoSmithKline). Der Sachverständigenausschuss empfiehlt die Entlassung des Wirkstoffs Sumatriptan in der Darreichungsform als Nasenspray in einer Dosierung von 20 Milligramm aus der Rezeptpflicht. Die Packungsgröße sollte 40 mg nicht überschreiten, was der 2er-Packung beziehungsweise der 4er-Packung bei Imigran mite entspricht.

Noch vor einem Jahr hatten sich die Experten gegen die Freigabe des Nasensprays ausgesprochen. Bislang waren lediglich Almotriptan und Naratriptan ohne Rezept erhältlich; die Freigabe von Sumatriptan als Tablette war 2009 vom BMG abgelehnt worden.

Auch beim Nasenspray könnte es in der Apotheke herausfordernd werden: Die Erstdiagnose des akuten Migräneschmerzes bei Erwachsenen sollte laut Empfehlung durch einen Arzt erfolgen. Außerdem ist das Präparat nur für Patienten im Alter von 18 bis 65 Jahren zugelassen. Ohne Abfrage dürfen die Mitarbeiter das Produkt nicht verkaufen; bei anderen Migränemittel hatten es bereits Testkäufe deswegen gegeben.

Außerdem empfiehlt der Ausschuss, dass Tiorfan (Racecadotril) des Herstellers Bioprojet künftig zur Akutbehandlung von Durchfall bei Erwachsenen in fester Zubereitung mit einer Anwendungsdauer von bis zu drei Tagen aus der Verschreibungspflicht entlassen werden soll.

 

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