Stammzellforschung

Nabelschnurblut nicht immer sinnvoll

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Stammzellen aus Nabelschnurblut gelten als kostbares Gut. Wissenschaftler erforschen, wie damit in Zukunft einmal Krankheiten behandelt werden könnten. Private Nabelschnurblutbanken werben in Zeitschriften und Onlineportalen, teils mit Prominenten: Für bis zu einige tausend Euro können Eltern die Zellen ihres Neugeborenen nach der Geburt einfrieren lassen. Es herrscht das Prinzip Hoffnung: Sollte das Kind einmal ernsthaft erkranken, könnte es dann vielleicht mit seinen eigenen Zellen geheilt werden. Experten sehen das kritisch. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, die Zellen an öffentliche Blutbanken zu spenden.

„Man muss unterscheiden zwischen der Vorsorge für das eigene Kind, bei der Nabelschnurblut entgeltlich eingefroren wird. Dann gibt es den altruistischen Ansatz, das Blut einer Bank zur Verfügung zu stellen, so dass anderen Menschen mit den Stammzellen aus dem Blut geholfen werden kann, beispielsweise bei Bluterkrankungen“, sagt Professor Dr. Gerhard Ehninger, Geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie. Die dritte Variante sei die Spende dieses Bluts für ein erkranktes Geschwisterkind.

Die Vorsorge für das eigene Kind sieht Ehninger sehr kritisch: „Es gibt keine anerkannte medizinische Begründung, diese Zellen zu entnehmen und einzufrieren. Zwar wird behauptet, dass Kindern schon geholfen wurde“, sagt der Mediziner. „Das waren aber alles Behandlungen im Rahmen von experimenteller Medizin.“

 

 

„Es gibt derzeit nur einen einzigen Bereich weltweit, in dem Stammzellen in klinisch anerkannten und geprüften Verfahren regelmäßig eingesetzt werden, und das sind Erkrankungen des Blut- und Immunsystems“, sagt Ira Herrmann vom Kompetenznetzwerk Stammzellforschung NRW. Dafür würden Stammzellen aus dem Knochenmark, aber auch vermehrt aus dem Nabelschnurblut eingesetzt. Die Stammzellforschung sei sicherlich ein zukunftsträchtiger Zweig. „Aber kein seriöser Stammzellforscher wird Ihnen einen genauen Zeitpunkt nennen, ob und wann Krankheiten wie Diabetes oder neurodegenerative Erkrankungen mit stammzellbasierten Therapien standardmäßig behandelt werden können.“

Zur Einlagerung von Nabelschnurblut und der Verwendung der Stammzellen gibt es auch technische Fragen. Unklar ist laut Herrmann, ob die Zellen nach Jahrzehnten im Eisschrank überhaupt noch verwendbar sind. Außerdem sind viele Erkrankungen genetisch bedingt. Das sei der Grund, warum meistens bei Leukämie keine eigenen Zellen verwendet werden, sondern von Spendern.

 

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