Folgen der Pandemie

HPV: Dramatischer Rückgang der Impfquote

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Berlin -

Impfungen gegen die Auslöser bestimmter Krebserkrankungen gehen einer neuen Analyse zufolge bei Kindern und Jugendlichen in Mecklenburg-Vorpommern stark zurück. Besonders deutlich ist dies bei 15- bis 17-jährigen Jungen, wie eine der Deutschen-Presse-Agentur in Schwerin vorliegende Auswertung der Krankenkasse DAK-Gesundheit unter ihren Versicherten ergab. Hier sanken die Erstimpfungen gegen Humane Papillomviren (HPV) 2022 im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um 81 Prozent. Insgesamt erhielten der DAK zufolge 2022 in MV 59 Prozent weniger Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 17 Jahren erstmalig eine Impfung gegen HP-Viren als 2019.

Humane Papillomviren werden sexuell übertragen und können unter anderem Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Mund-Rachen-Raum hervorrufen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung für Mädchen und Jungen von 9 bis 14 Jahren. Ist sie bis dahin nicht erfolgt, rät sie, diese bis zum Alter von 17 Jahren nachzuholen. Es sind jeweils zwei beziehungsweise drei Impfstoffdosen erforderlich.

Die DAK-Landeschefin Sabine Hansen forderte eine Impf-Offensive. „Wir müssen vor allem Eltern für die Vorteile einer HPV-Impfung sensibilisieren“, betonte sie. Die Impfungen könnten Leben retten, sie schützten junge Menschen vor Krebserkrankungen.

Der Landesverbandsvorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt:innen in Mecklenburg-Vorpommern, Andreas Michel, sprach von einer dramatischen Entwicklung. Er forderte eine gemeinsame Aktion mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales und dem Bildungsministerium. Es bestehe die Gefahr, ältere Jugendliche zu verpassen. „Nur durch die Schulen haben wir die Chance, noch möglichst viele dieser Jungen und Mädchen zu erreichen“, meinte Michel.

Eltern müssen sensibilisiert werden

Auch DAK-Landeschef Cord-Eric Lubinski ist besorgt: „Der Rückgang bei HPV-Impfungen ist alarmierend und ein schlechtes Zeichen für die Gesundheitsvorsorge unserer Kinder. Ein erhoffter Nachholeffekt nach der Corona-Pandemie ist leider ausgeblieben.“ HPV-Impfungen können Leben retten, denn sie schützen junge Menschen vor Krebserkrankungen: „Was wir jetzt brauchen, ist eine Impf-Offensive. Wir müssen vor allem Eltern für die Vorteile einer HPV-Impfung sensibilisieren, und gleichzeitig versuchen, eine mögliche Impfskepsis abzubauen. Wichtig ist, dass wir eine Trendumkehr schaffen, damit in Zukunft wieder mehr Kinder und Jugendliche gegen Krebserkrankungen geschützt werden können“, so Lubinski.

Laut Robert Koch-Institut erkranken in Deutschland im Jahr mehr als 6000 Frauen und rund 1600 Männer an HPV-bedingtem Krebs. Die Impfung im Jugendalter kann im großen Umfang davor schützen.

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