Grippeimpfstoffe

Abbott in der Mangelverwaltung

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Berlin -

Nicht nur bei Novartis, auch beim US-Konzern Abbott läuft die Versorgung mit Grippeimpfstoffen nicht reibungslos. Davon sind auch Stada und Ratiopharm betroffen, die ihren Impfstoff bei Abbott in den Niederlanden produzieren lassen. Einzelne Apotheken mussten bereits auf andere Impfstoffe ausweichen.

Abbott hatte bereits im August angekündigt, zu Beginn der Saison nicht voll lieferfähig zu sein. Eine Sprecherin erklärte, die in diesem Jahr vorgegebenen Subtypen erforderten einen aufwändigeren Herstellungsprozess. Abbott hat in Teilen von Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt Exklusivausschreibungen gewonnen.

Diese Verträge zu erfüllen, hat für den Konzern höchste Priorität. Das bekommen die Apotheken in Bundesländern ohne Rabattverträge zu spüren: Im August hatte Abbott bereits angekündigt, zunächst nur noch Bestellungen von Apotheken anzunehmen, die in Ausschreibungsgebieten liegen.

Ratiopharm hat in Niedersachsen Zuschläge für die Versorgung mit Grippeimpfstoffen erhalten. Während die Verträge derzeit erfüllt werden können, müssen andere Apotheken auf den Impfstoff verzichten: Eine Apothekerin aus Brandenburg erzählt, die Teva-Tochter habe bereits im August die Impfstoff-Bestellung storniert. Ein Ratiopharm-Sprecher räumte gegenüber der Märkischen Oderzeitung einen Produktionsausfall in Höhe von rund 25 Prozent ein.

In Brandenburg gibt es – wie auch in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern – keine Rabattverträge über Impfstoffe. Stattdessen haben sich Krankenkassen, Ärzte und Apotheken auf ein Preismodell geeinigt: Die Ärzte werden dazu angehalten, Grippeimpfstoffe generisch zu verordnen. Pro Impfstoff erhalten die Apotheken von den Krankenkassen 7,75 Euro. Die Apotheker wählen die Vakzine aus und versuchen, bei den Herstellern günstige Preise auszuhandeln.

Die Apotheken können somit zwar problemlos auf andere Hersteller ausweichen. Das Problem: Preisverhandlungen sind zum Beginn der Saison nur schwer möglich. Michael Klauß, Geschäftsführer des Apothekerverbands Brandenburg, betont, dass die Lieferprobleme kein flächendeckendes Problem seien. Das Modell funktioniere gut, da die Risiken auf mehrere Hersteller gestreut würden.

Die betroffene Apothekerin erzählt, sie habe problemlos auf Afluria von CSL ausweichen können. Nur die Ärzte hätten zunächst überzeugt werden müssen.

Auch bei Stada gibt es Verzögerungen. Der Generikakonzern hat in Deutschland allerdings keine Rabattverträge zu erfüllen. Betroffen seien die Impfstoffe mit Kanüle, sagte eine Stada-Sprecherin. „Wir warten auf die Lieferung von Abbott.“

Der Versuch von Abbott, wenigstens die Ausschreibungsregionen beliefern zu können, scheint unterdessen nicht aufzugehen: Im Norden von Sachsen-Anhalt können Influvac und Xanaflu nur noch vereinzelt bestellt werden. Eine Apothekerin aus München erzählt, dass Xanaflu-Einzelspritzen nicht mehr lieferbar sind.

In Baden-Württemberg hingegen, wo Abbott mit Influvac die Ausschreibung gewonnen hat, erhielt eine Apotheke als Ersatz Xanaflu. Influvac-Einzelspritzen seien zwar lieferbar, die Zehnerpackung hingegen nicht.

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