Grippeimpfstoffe

Warten auf Novartis

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Berlin -

In den meisten Bundesländern werden derzeit die ersten Grippeimpfstoffe ausgeliefert und verimpft. Nicht so in Bremen, Thüringen und Teilen von Sachsen. Dort hat Novartis Rabattverträge mit den Kassen abgeschlossen. Aber der Schweizer Hersteller kann noch nicht liefern. In Sachsen machen die Ärzte Druck.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) kritisiert, dass die Krankenkassen eine Übergangsregelung blockieren würden. Nach eigenen Angaben hat sich die KV bereits seit Ende Juli „intensiv dafür eingesetzt“, mit den Kassen entsprechende Vereinbarungen zu treffen. Damit sollte der „seinerzeit drohenden und mittlerweile eingetretenen Nichtlieferfähigkeit“ der Impfstoffe Begripal und Optaflu entgegengewirkt werden.

In der vergangenen Woche hätten die Kassen der KV jedoch mitgeteilt, einer Übergangsregelung nicht zuzustimmen. „Ein einheitliches Meinungsbild zu einer eventuellen Teilaufhebung der Exklusivität für September konnte […] innerhalb der GKV in Sachsen nicht hergestellt werden“, zitiert die KV aus dem Antwortschreiben der Kassen.

Die KV kritisiert die Entscheidung: Sie führe zu einer weiteren Frustration und Impfmüdigkeit sowohl bei den Ärzten als auch bei den Versicherten. „Es mutet schon seltsam an, dass sich einige Krankenkassen mit zahlreichen exotischen Schutzimpfungen, die sie als Satzungsleistung anbieten, rühmen und zugleich ohne Not die ordnungsgemäße Durchführung einer der bedeutsamsten Schutzimpfung gefährden“, heißt es bei der KV.

Den Ärzten in Sachsen empfiehlt die KV, „einen der nicht verfügbaren Rabattimpfstoffe zu verordnen und im Nachgang mit der einlösenden Apotheke den tatsächlich abzugebenden Impfstoff und dessen Menge abzusprechen.“ Die Menge solle den Bedarf von zwei Wochen nicht überschreiten, um die Rabattimpfstoffe möglichst ab deren Verfügbarkeit einsetzen zu können und so eventuellen Regressen vorzubeugen.

Die KV Sachsen betont, sich weiterhin für gesetzliche Änderungen einsetzen zu wollen, „damit Rabattverträge für Impfstoffe ein für alle Mal der Vergangenheit angehören“.

In Sachsen sind zwei von drei KV-Bezirken, Chemnitz und Dresden, an Novartis gegangen. Der Impfstoffhersteller hat außerdem die Zuschläge für Bremen und ganz Thüringen erhalten. Novartis macht verspätete Lieferungen der Prüfreagenzien durch die WHO-Labore für die Verzögerungen verantwortlich: Dadurch habe man erst verspätet mit der Herstellung der Impfstoffe beginnen können.

Die Kassen in den drei Bundesländern setzen auf den Hersteller: Novartis habe am 17. September angekündigt, mit der Auslieferung von Begripal ohne Kanüle am 25. September zu beginnen – unter dem Vorbehalt der Freigaben durch die italienische Zulassungsbehörde (AIFA) und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), zitiert die KV Thüringen aus einem Schreiben der AOK Plus. Derzeit sind die Novartis-Impfstoffe noch nicht vom PEI freigegeben. Insgesamt hat das Institut bereits 13,4 Millionen Dosen für den Markt freigegeben.

Die Kassen sehen demnach die Durchführung der Impfungen für die Monate Oktober und November gesichert. In medizinisch begründeten Einzelfällen sei die Verordnung eines nicht rabattierten Grippeimpfstoffes über den Sprechstundenbedarf möglich.

Beim Thüringer Apothekerverband beurteilt man die Lage als „misslich“. In Thüringen seien Regelungen getroffen, so dass Ärzte in Einzelfällen auch andere Impfstoffe verordnen könnten. Ziel sei es, den guten Impfstatus in Thüringen zu erhalten. Welche Auswirkungen die verspätete Lieferung habe, könne man derzeit noch nicht absehen, so eine Verbandssprecherin.

In Bremen macht man sich bei der KV derzeit noch keine Sorgen: Sollten die Impfstoffe Ende September, Anfang Oktober lieferbar sein, dann sei das in Ordnung, so ein Sprecher. Aber: „Wenn das nicht der Fall ist, werden wir auf die Barrikaden gehen.“

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