Evolutionsforschung

Erbgut verändert sich schneller

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Das schnelle Wachstum der Bevölkerung hat nach einer US-Studie starke Auswirkungen auf das Erbgut. Es gibt zahlreiche Mutationen, die in der jüngeren Geschichte entstanden sind – und krank machen können.

In den vergangenen 5000 bis 10.000 Jahren hat sich das menschliche Erbgut US-Forschern zufolge erheblich verändert. In diesem Zeitraum tauchten unter anderem viele Mutationen in Genen auf, die möglicherweise zu Krankheiten führen, und zwar häufiger bei Europäern als bei Afrikanern. Sie vermuten, dass dies unter anderem mit dem schnellen Wachstum der europäischen Bevölkerung in dieser Zeit zusammenhängt, durch das eine wahre Flut von Mutationen entstanden sei. In dem aus evolutionärer Sicht sehr kurzen Zeitraum konnten schädliche Varianten bisher nicht aussortiert werden.

Die Wissenschaftler hatten mehr als 15.000 Gene von über 6500 Amerikanern mit europäischen und afrikanischen Wurzeln sequenziert. An mehr als einer Million Stellen im Erbgut entdeckten die Wissenschaftler Veränderungen einzelner Bausteine, sogenannte Einzel-Nukleotid-Varianten oder SNV (single-nucleotid variants). Daraufhin ermittelten die Forscher das Alter dieser Veränderungen.

Sie stellten fest, dass etwa 73 Prozent aller SNVs in proteinbildenden Genen in den vergangenen 5000 bis 10.000 Jahren entstanden sind. Die daraus entstandenen Eiweiße sind Bestandteil vieler Zellen und übernehmen dort zahlreiche regulatorische Aufgaben. Mutationen in solchen Genen können dann verschiedene Krankheiten auslösen. Von allen SNVs mit vermeintlich schädlichen Auswirkungen entstanden etwa 86 Prozent in dem genannten Zeitraum, berichten die Forscher weiter.

Ihre Untersuchung zeige, dass aus evolutionärer Sicht junge Veränderungen erhebliche Auswirkungen auf das menschliche Erbgut haben. Vermutlich seien in jüngerer Vergangenheit auch zahlreiche vorteilhafte Mutationen aufgetaucht, die sich in den kommenden Generationen durchsetzen werden, schreiben die Wissenschaftler. Die Ergebnisse der Studie veröffentlichten sie im britischen Fachblatt „Nature“.

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