Defekter Auslösemechanismus

Etanercept: Fehlgeschlagene Injektion

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Berlin -

Das Risiko fehlgeschlagener Injektionen bei Etanercept-haltigen Arzneimitteln besteht seit mehreren Jahren. Vor 20 Jahren wurde das erste Etanercept-haltige Arzneimittel Enbrel zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis in Deutschland zugelassen. Seit 2012 liegen der Arzneimittelkommission (AMK) insgesamt 217 Meldungen zu Etanercept-haltigen Arzneimitteln vor. Den Großteil der Meldungen stellen Beanstandungen zum Auslösemechanismus dar. Um fehlerhafte Anwendungen zu vermeiden, wurden nun seitens der Zulassungsinhaber risikominimierende Maßnahmen empfohlen.

Etanercept gehört zu den TNF-α-Antagonisten und wird als Fertigpen, Fertigspritze oder als Trockensubstanz mit Lösungsmittel angeboten. Bei den Fertigpens erhält die AMK immer wieder Nachrichten über fehlerhafte Auslösemechanismen. Seit Dezember 2012 bis Ende März 2020 belaufen sich die Meldungen auf insgesamt 217. Auch nach Einführung der Biosimilars 2016 blieb die Häufigkeit dieser Meldungen weitestgehend gleich. Bei Verdacht auf einen defekten Auslösemechanismus sei jedoch auch immer an Anwendungsfehler zu denken, so die AMK.

Die 217 AMK-Meldungen teilten sich wie folgt auf: 132 Meldungen schilderten einen defekten Auslösemechanismus, davon erhielten die Patienten in 127 Fällen einen Fertigpen, in fünf Fällen eine Fertigspritze. In acht dieser Fälle wurden die Reklamationen seitens des Herstellers als berechtigt eingestuft. In den restlichen 124 Fällen konnten entweder keine Qualitätsmängel festgestellt werden, oder der Pen stand für eine Überprüfung nicht mehr zu Verfügung. Insgesamt 40-mal wurde dem Patienten abschließend ein Anwendungsfehler unterstellt.

Um häufige fehlerhafte Anwendung zu vermeiden, haben die Zulassungsinhaber risikominimierende Maßnahmen ausgearbeitet. Somit wird den Anwendern folgendes empfohlen:

  • Die Nadelschutzkappe erst kurz vor der Applikation abnehmen (Auskristallisieren der Lösung in der Kanüle vermeiden)
  • Richtige Auswahl der Körperstelle: Besser eine nicht zu weiche Körperstelle nutzen.
  • Kanülenschutz komplett zurückschieben und erst dann den Auslöseknopf betätigen. Wird der Auslöseknopf vorher betätigt, kann dies zu einer Pen-Blockade führen.
  • Beachtung der bebilderten Schritt-für-Schritt Gebrauchsinformationen.
  • Ärzte werden angehalten, das Schulungsmaterialen (Blaue Hand) zu nutzen.

Apotheker und PTA sollen bei einer Meldung über defekte Etanercept-Pens in der Offizin immer die Art der Applikation erfragen. Dies könnte zu einer ersten Einschätzung führen, ob es sich um einen fehlerhaften Auslösemechanismus oder um einen Anwendungsfehler handelt. Bei möglichen Hinweisen auf einen Anwendungsfehler ist dieser der AMK, unter Verwendung des UAW-Berichtsbogens, möglichst konkret zu melden. In der Konsequenz könnten die Hersteller die jeweilige Gebrauchsanweisung und das Schulungsmaterial überarbeiten und an die Probleme aus der Praxis anpassen.

Schulungsmaterialien zu Arzneimitteln werden nämlich häufig erst nach der Zulassung entwickelt, insbesondere, wenn bei der Anwendung in der Praxis neue Risiken erkannt werden. Ist hingegen keine fehlerhafte Anwendung erkennbar, sollte bei der Meldung an die AMK die entsprechende Feststellung auf dem Qualitätsmangel-Berichtsbogen eindeutig dokumentiert werden.

Über Etanercept

Der Wirkstoff Etanercept ist ein biotechnologisch hergestelltes humanes Fusionsprotein, welches das proinflammatorische Zytokin Tumornekrosefaktor alpha (TNF-α) bindet und somit immunsuppressiv und entzündungshemmend wirkt. Etanercept kommt bei der Therapie der Psoriasis und rheumatischer Erkrankungen als Immunsuppressivum zum Einsatz. Zu den Nebenwirkungen des Fusionsproteins zählen: Häufige Infektionen, darunter Atemwegsinfektionen, Zystitis und Hautinfektionen. Darüber hinaus kann es zu Allergien mit lokalen Hautreaktionen kommen. Fieber, Blutbildveränderungen, Anämien, sowie das Wiederaufleben einer durchlebten Tuberkulose können ebenfalls auftreten.

 

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