Versorgungsatlas des Zi

Endometriose: 63.000 neue Fälle pro Jahr, Tendenz steigend

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Berlin -

Endometriose betrifft Millionen Frauen – und bleibt dennoch oft unerkannt. Doch die Zahl der Diagnosen steigt laut einer aktuellen Erhebung des Versorgungsatlas des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi); das Bewusstsein nimmt zu. Gleichzeitig zeigen regionale Unterschiede, dass es weiterhin Versorgungslücken gibt.

Laut Zi erhielten im Jahr 2012 mehr als 200.000 gesetzlich versicherte Mädchen und Frauen ab zehn Jahren die Diagnose Endometriose. Das entsprach einem Anteil von 0,6 Prozent von rund 35 Millionen Versicherten. Im Jahr 2022 waren es fast 340.000 von insgesamt 35,6 Millionen Versicherten, entsprechend einem Anteil von 1 Prozent. Diese Zunahme spiegelt ein wachsendes Bewusstsein und eine verbesserte Diagnostik wider.

Laut epidemiologischen Schätzungen liegt die tatsächliche Prävalenz von Endometriose jedoch zwischen 10 und 15 Prozent. Somit ist von einer erheblichen Dunkelziffer nicht diagnostizierter Fälle auszugehen.

Die Zahl neu diagnostizierter Fälle ist von 46.401 im Jahr 2014 auf 63.049 im Jahr 2022 gestiegen. Das entspricht einem relativen Anstieg von 2,8 auf 4,1 pro 1000 gesetzlich versicherter Mädchen und Frauen im Alter von 10 bis 52 Jahren. Gleichzeitig sank das durchschnittliche Alter bei Erstdiagnose von 37 auf 34 Jahre.

Regionale Unterschiede und Versorgungsstrukturen

Analysen zeigten regionale Häufungen von Diagnosen, insbesondere in benachbarten Landkreisen oder kreisfreien Städten. Es zeichnet sich ein möglicher Zusammenhang zwischen der Inzidenzrate und der Lage zertifizierter Endometriosezentren ab.

Die vermehrte Diagnosestellung im ambulanten Bereich ist grundsätzlich positiv. Allerdings sind in den Daten nur Frauen erfasst, bei denen die Diagnose bereits dokumentiert wurde. Studien zeigen, dass es bis zu zehn Jahre dauern kann, bis die Erkrankung erkannt wird. Daher sollte Endometriose nicht ausschließlich als gynäkologische Erkrankung betrachtet werden, sondern allen medizinischen Fachrichtungen bekannt sein.

Zum Krankheitsbild

Endometriose ist eine häufige, chronische Erkrankung bei Frauen im gebärfähigen Alter. Dabei wächst gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter und verursacht entzündliche Reaktionen, da es dem hormonellen Zyklus unterliegt, aber nicht abbluten kann.

Typische Merkmale sind:

  • Herde meist im Beckenbereich, beispielsweise Eierstöcke, Bauchfell oder Darm
  • zyklusabhängige Schmerzen, insbesondere starke Regelschmerzen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Wasserlassen oder Stuhlgang
  • Beschwerden können je nach Organbeteiligung den Harntrakt, Darm oder Rücken betreffen

Endometriose wird häufig erst spät erkannt, meist durch eine Bauchspiegelung; sie kann außerdem zu ungewollter Kinderlosigkeit führen. Die Behandlung richtet sich nach Ausmaß und Beschwerden und umfasst Schmerztherapie, hormonelle Maßnahmen oder operative Eingriffe. Die genauen Ursachen sind nicht abschließend geklärt. Vermutet werden Rückfluss von Menstruationsblut, Zellveränderungen im Bauchraum oder Verbreitung über Blut- und Lymphgefäße.

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