Arzneimittelkriminalität

Weitere Hersteller rufen Italienware zurück

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Berlin -

Im Fall der in Italien gestohlenen Arzneimittel rufen zahlreiche Reimporteure Chargen zurück. Aufgrund von aktuellen Hinweisen der italienischen Gesundheitsbehörde AIFA könne nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne Packungen in den Handel gebracht worden seien, heißt es von den Unternehmen. Von einigen Präparaten sei bereits sicher, dass sie an Apotheken ausgeliefert worden seien.

Betroffen sind die Reimporteure Axicorp, Emra, Eurim, EuroPharma DK, Milinda, European Pharma, Orifarm und Medicopharm. Insgesamt betreffen die Rückrufe mehr als 60 Chargen. Orifarm ruft 21 Chargen zurück, darunter die Präparate Arcoxia (Etoricoxib), Cipralex (Escitalopram), Clexane Fertigspritzen (Enoxaparinnatrium), Kivexa (Abacavir/Lamivudin), Novorapid FlexPen Fertigspritzen (Insulin Aspart), Sandostatin (Octreotidaceta) und Vimpat (Lacosamid).

Axicorp ruft ebenfalls 21 Chargen zurück, darunter Alimta Pulver (Pemetrexed), Avonex (Interferon beta-1a), Cymbalta (Duloxetin), Neulasta Injektionslösung (Pegfilgrastim), Rebif Injektionslösung (Interferon beta-1a), Remicade Pulver (Infliximab), Valcyte (Valganciclovir) und Zeldox (Ziprasidon) zurück. Der Rückruf bei European Pharma betrifft zehn Chargen der Präparate Enbrel (Etanercept), Humira Injektionslösung (Adalimumab) und Rebif Injektionslösung.

Eurim ruft fünf Chargen zurück, betroffen sind ebenfalls Clexane Injektionslösung und Remicade Infusionslösungskonzentrat. Der Rückruf bei Emra betrifft zwei Chargen: Rebif Fertigspritzen und Renvela (Sevelamer Carbonat). Medicopharm ruft eine Charge von Remicade Trockenampullen zurück und Milinda zwei Chargen des Präparats Clexane Fertigspritzen. EuroPharma ruft eine Charge von Abilify (Aripiprazol) zurück. Das Präparat sei nach derzeitigen Erkenntnissen bereits an Apotheken in Deutschland ausgeliefert worden.

Von dem Diebstahl sind mehr als 40 Hersteller und Reimporteure betroffen. Die Arzneimittel wurden im vergangenen Jahr in italienischen Kliniken gestohlen, mutmaßlich durch die Mafia. Nach Angaben der italienischen Arzneimittelbehörde AIFA wurde die Ware über Großhändler und Apotheken in Osteuropa wieder an italienische Großhändler verkauft. Ein Großteil der Ware ist in Deutschland gelandet. Laut AIFA sind mindestens 80 meist hochpreisige Präparate betroffen.

Im April wurde erstmals vor gefälschtem Herceptin gewarnt. Inzwischen wurden zahlreiche Präparate von verschiedenen Reimporteuren zurückgerufen. Orifarm musste etwa mehrere Arzneimittelchargen zurückrufen, darunter Avonex, Clexane, Copaxone, Efient, Enbrel, Humira, Inspra, MabThera, Neulaste, Remicade, Sandostatin und Xeplion. Ende Juli stellte der Reimporteur CC Pharma alle Arzneimittel mit italienischem Ursprung unter Quarantäne – unabhängig davon, ob die Ware unter Diebstahlverdacht stand oder nicht.

Gleichzeitig beschlossen das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das Bundesgesundheitsministeriums (BMG), die zuständigen Landesbehörden, das Bundeskriminalamt (BKA) und das Zollkriminalamt (ZKA), die Zusammenarbeit in einer „Bund/Länder-Arbeitsgruppe Arzneimittelfälschungen“ zu intensivieren. Vor einem Monat gab es erste Verhaftungen: Neben dem 80-jährigen Chef der Bande befinden sich zwei Klinikangestellte und fünf weitere Täter in Untersuchungshaft. Die Beamten gehen davon aus, dass die Täter Komplizen innerhalb des Krankenhauses und in der Apotheke hatten.

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