50 auf einen Streich

Allgemeines Screening auf Krebserkrankungen

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Berlin -

Viele Krebsarten bleiben lange unentdeckt. Symptome treten häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium auf. Eine frühzeitige Diagnose verbessert den Therapieerfolg, deshalb ist die Entwicklung von diagnostischen Methoden ein wichtiger Teil innerhalb der Krebsforschung. Ein innovativer Bluttest aus den USA soll nun als eine Art Screening eingesetzt werden und bis zu 50 verschiedene Krebsarten auf einmal erkennen.

In Deutschland erkranken jährlich nahezu 500.000 Menschen neu an Krebs. Die Überlebenschancen haben sich in den letzten Jahren generell verbessert. In den nächsten 15 Jahren ist mit einem Anstieg der Krebsneuerkrankungen von rund 23 Prozent zu rechnen. Eine Ursache dafür ist der demografische Wandel – viele Krebsarten entstehen im Alter, wenn Zellen und Gewebe bereits einen verminderten Stoffwechsel aufweisen.

Tumor-DNA im Blut

Da Tumorzellen unregelmäßig und schnell wachsen, kommt es auch kontinuierlich zum Zerfall von diesen Zellen. Hierbei werden einzelne DNA-Bruchstücke ins Blut geschwemmt. Diese Bruchteile können dann mittels Bluttests nachgewiesen werden, so die Forscher der Firma Grail, die die innovative Testmethode entwickelt hat.

Bisher konnten DNA-Bruchstücke nicht zugewiesen werden

Bei den DNA-Stücken handelt es sich grob gesagt um Mutationen des Erbgutes – bislang war es nicht möglich, diese Veränderungen eineindeutig einer Krebserkrankung zuzuweisen. Die Identifizierung von einzelnen Genvarianten sei bisher kaum erfolgreich gewesen. Nun scheint eine Methode gefunden worden zu sein, mit der diese Genvarianten einer speziellen Krebsart zugeordnet werden können. Der Test bestimmt die sogenannten Methylierungsmuster der im Blut befindlichen zellfreien DNA. Dadurch lassen sich diese Bruchstücke aus Krebszellen von der zellfreien DNA von Körperzellen unterscheiden.

Ziel ist allgemeines Krebsscreening

Durch die Unterscheidung von zellfreier DNA nach speziellen Methylierungsmustern möchte das US-Unternehmen ein allgemeines Krebsscreening per Bluttest ermöglichen. In einer ersten prospektiven Fall-Kontroll-Studie konnten 50 verschiedene Krebsarten aufgespürt werden. Die ersten Tests hatten eine Spezifität von 99,3 Prozent. Das bedeutet, dass nur bei 0,7 Prozent der Patienten ein falsch-positives Ergebnis vorlag. Im Interesse der Patienten und der Wirtschaftlichkeit ist es von großer Bedeutung, diesen Wert so gering wie möglich zu halten. Eine – laut Test – vorliegende Krebserkrankung, die nicht existiert, führt zu zahlreichen Folgeuntersuchungen. Das verunsichert zum einen den eigentlich gesunden Patienten, zum anderen folgen hohe therapeutische Kosten, die vermeidbar wären.

In den Studien „Ccga“ und „Strive“ wurden Blutproben von 6689 Personen genommen und geprüft. 2482 von ihnen hatten eine bekannte, aber noch nicht behandelte, Krebserkrankung. 4.207 Personen hatten keinen Krebs. Die Teilnehmer aufgeteilt in zwei Gruppen. Im ersten Teil sequenzierten die Forscher mehr als 100.000 Methylierungsregionen, um diese einer Krebserkrankung im Verlauf der Untersuchung zuordnen zu können. In der zweiten Validierungsgruppe wurden diese Muster dann auf ihre Fähigkeit hin überprüft eine Krebsdiagnose zu ermöglichen.

Laut Unternehmensaussagen erreichte der Test eine Spezifität von 99,3 Prozent und einen Sensitivitätswert von 67,3 Prozent. Der angegebene Wert bezieht sich laut Unternehmen auf die Erkennung von der zwölf Krebsarten, die häufig tödlich enden. Hierzu zählen unter anderem Eierstock- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, Lymphome, Leukämie und das Multiple Myelom). Die Sensitivität eines Testes gibt die Fähigkeit an, positive Proben als positiv zu erkennen. Hat ein Test eine Sensitivität von 99,9 Prozent, so bedeutet das, dass 999 von 1000 positiven Proben erkannt werden. Anders formuliert: Eine von tausend ist falsch negativ.

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