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Das Schmunzelmonster und die alte Dame

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Berlin -

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat sein Team komplett und kann im BMG jetzt so richtig loslegen, McKesson musste für Celesio ein bisschen nachlegen und die Apotheker können bei der Aut-idem-Liste ihre pharmazeutischen Bedenken ablegen. Ein Wochenrückblick in Wort & Bild.

Im Jahr 1977 erschien der Disney-Film „Elliot, das Schmunzelmonster“ über einen gutmütigen Drachen, der sich unsichtbar machen kann. Inspirierend für den Finanzinvestor, der McKesson und Haniel bei der Celesio-Übernahme ins Schwitzen gebracht hat, dürfte aber Ralph Nelson Elliott gewesen sein. Der US-Amerikaner hat in den 1920ern eine Theorie über die kollektiven Gefühle von Investoren entwickelt.

Ob unsichtbarer Drache oder Wellen-Theorie: Elliotts Plan ist aufgegangen. Märchenhaft muss es einem Apotheker in seiner raumhoch abgeschlossenen Rezeptur bei der Dokumentation einer nie und nimmer kostendeckendend hergestellten Salbe trotzdem vorkommen, womit andere Leute so ihr Geld verdienen.

Wer mit Arzneimitteln statt mit Würstchen handelt, sollte auch von kreativer Steuergestaltung doppelt die Finger lassen – sonst gibt’s doppelt auf selbige: Neben Nachzahlung und Strafe wurde zwei Apothekern die Betriebserlaubnis entzogen. Wer zappt, ist aus Sicht der Aufsicht auch ein unzuverlässiger Apotheker. Kann man drüber streiten.

So auch über die jüngste Aktion von Klosterfrau. Die alte Dame springt über den HV-Tisch – hoffentlich reißt sie ihn dabei nicht um. Bei allem Verständnis für aktives Marketing: Die Apothekenpflicht hat ihren Sinn und Zweck, Angriffe von Innen können die Apotheken nicht gebrauchen. Tatsächlich gibt es schon Franchise-Konzepte, die eine Offizin im Gewand einer Videothek erscheinen lassen.

In Irland sehen Apotheken sowieso ein bisschen anders aus. Viel schlimmer aber: In Irland wird jede dritte Apotheke überfallen. Entsprechende Zahlen für die Bundesrepublik sind zwar aktuell nicht bekannt, aber ganz so schlimm ist es gefühlt hierzulande nicht. Das AMNOG hatte eben auch seine guten Seiten.

Bahrs Nachfolger Gröhe sollte das Letzte besser nicht gelesen haben. Aber Gröhe will die Landärzte fördern, was ja erstmal eine gute Nachricht ist. Denn auch wenn die Notdienstpauschale für Landapotheken ein schönes Zubrot ist, das täglich Brot ist und bleibt der Verordner in der Nähe. Ob allerdings eine NC-Spritze für angehende Medizinstudenten reicht, um den Landarzt aus dem ZDF zurück in die Provinz zu locken, bleibt abzuwarten. Jedenfalls die Richtung stimmt.

Die Richtung vorgeben kann keiner so gut wie Dr. Hess. Der Ober-Schiedsrichter hat es wieder geschafft: Erst löste er im Mai den jahrelangen Streit zum Kassenabschlag – sogar prophylaktisch bis 2015. Jetzt hat er die Kassen erneut zur Räson gerufen und eine Einigung bei der Aut-idem-Liste herbeigeführt. Schade nur, dass mit dem Substitutionsverbot neuer Ärger droht, weil die pharmazeutischen Bedenken aus Versehen zusammen mit den Rabattverträgen abrasiert wurden.

Was sonst noch war: Nordrhein hat im letzten Jahr den Vorsatz gehalten, beim Notdienst abzuspecken, Arzneimittel in Tankstellen sind nicht super, die FDP will Apotheker gegen Mütter eintauschen und der BGH hat seine Drogenersatzstoff-Arzneimittel nach Luxemburg verschoben. Das NARZ verträgt sich mit IMS, Preis und Michels vertragen sich wohl nicht mehr und die Apotheken haben für die SEPA-Umstellung ein halbes Jahr mehr Zeit. Hat die Unwort-Wahl doch was gebracht.

Ach ja: Die Auswertung von Merkels Helm- respektive Stirnbandkamera ist noch nicht abgeschlossen. (Die NSA hat sie noch nicht freigegeben).

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